Donnerstag, 15. Juni

Die Burg ist gestürmt: Asylanten fast befreit

Widerstandsdemonstration griff an! Wie im Wildwestfilm: Das Fort von Indianern überwältigt. Die allwöchentliche Demonstration zog zum Container und beinahe mit ein. Die Asylanten sind in Sicherheit - es geht ihnen gut.

Donnerstag abend, kurz nach 20 Uhr. Lagerleiter Schlingensief verliest gerade die Namen derer, die abgeschoben werden sollen. Eine Menschenmenge bewegt sich auf die Container zu: Trotz verstärkter Security war es nicht möglich, die einzelnen Stürmer zurückzuhalten. Sie kletterten über den Zaun, drangen durch die Türen, stiegen über das Vordach des Containers in den Innenhof. Ihr gemeinsames Ziel: Die Asylanten zu befreien und das Transparent mit dem Text "Ausländer raus" herunterzureißen.
Beides gelang nur fast. Die Containerinsassen wurden vom Team der Lagerleitung und der Security mit einem Wagen in Sicherheit gebracht. Heute sind sie schon wieder im Container und weigern sich nach wie vor, abgeschoben zu werden.
Das Transparent ist beschädigt, steht aber noch - und wird erneuert. Der Lagerleiter: "Der Test läuft, wie lange sich die Koalition dieses Schild leisten kann." Heute findet eine Großabschiebung statt, vier Personen müssen Österreich verlassen .


Container bleiben vor Haiders Nase stehen

Ein exklusiver Vorabbericht über Geheimpläne, die gerade im Lager geschmiedet werden. Daniel Cohn-Bendit und Peter Pilz haben zusammen mit der Lagerleitung den Fortbestand des Lagers beschlossen.
Diese Container seien ein Mahnmal und ihre Wirkung dürfe nicht nach dem morgigen Abschlußtag verhallen, so das Triumvirat aus Cohn-Bendit, Pilz und Schlingensief.
Aussagen des webfreetv.com-Kamerateams zufolge würde gerade im Container eine Petition verfaßt, deren genauer Wortlaut noch unbekannt sei. Inhaltlich handelt es sich bei diesem Schriftstück um ein Ansuchen, die Container nach Kärnten zu transportieren. Dann habe Jörg Haider, dortiger Landeshauptmann, sie direkt vor der Nase und könne sie nicht ignorieren.
Das hat Haider mit der Einladung zum Besuch der Container getan: Auch nach zweimaliger Aufforderung hat der ehemalige Bundesobmann der FPÖ, nunmehr einfaches Parteimitglied, nicht auf die Einladung reagiert. Die Schirmherren und Schlingensief hätten sich gerne mit Haider und dessen Politik auseinandergesetzt, dieser weicht aber - vielleicht zum ersten mal - einer Konfrontation aus.

Tagestemperatur im Container:
39°C

Gestern abgeschoben:
- - -
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Wieder Anschlag auf das Lager: Säurebombe!

Zermürbung der Insassen gelingt nicht

Durch einen Anschlag mit Buttersäure versuchten unbekannte Täter die Insassen zu freiwillgem Abzug zu bewegen. Die Asylwerber zeigen Rückgrat: Sie halten durch.

Die Emotionen gehen hoch am Herbert-von-Karajan-Platz: Mehr Zuschauer als bisher, mehr Diskussionen, mehr Wut. Passanten machen ihrem Ärger Luft, es kam zu Handgreiflichkeiten - verletzt wurde aber niemand. Um 13 Uhr verbreitete sich ein beißender Gestank im Lager: Einer der Beobachter hatte in der Asylwerber-Peep-Show eine Buttersäurekapsel hochgehen lassen. Die Peep-Show bleibt bis auf weiteres geschlossen, die Polizei wurde informiert und schritt ein: Die Sicherheit der Asylwerber war nur einen Mann wert, der eine Stunde zum Lager brauchte. Die eingesperrten Insassen halten trotz der sie umgebenden Gefahr und dem unerträglichen Gestank durch, genauso wie die Security. Die Bewohner zeigen Härte und sind unbeugsam: "Wir bleiben in Österreich!", heißt es einstimmig. An späteren Nachmittag kam es mehrmals zu versuchten Übergriffen auf das Lager - diese konnten aber verhindert werden. Die Stimmung rund um die Container heizt sich mehr und mehr auf.

Trubel in der Stadt: Lagerleitung angefeindet

Auch außerhalb des Lagers ist der Tag nicht unbedingt ruhig verlaufen. Die Bilanz (bis jetzt!) sieht folgendermaßen aus: Eine Strafanzeige und ein halböffentliches Intrigenspiel zwischen der Wiener FPÖ und ÖVP.
Das Modegeschäft Popp & Kretschmer hat gegen Lagerleiter Schlingensief wegen seines angeblichen Einkaufsausflugs am Dienstag eine Strafanzeige wegen 'qualifizierten Hausfriedens-bruchs' erstattet. Dabei hat Schlingensief dieses Geschäft noch nie betreten.
Interessant scheinen auch die Beziehungen zwischen FPÖ und ÖVP: Die Freiheitlichen, gute Freunde der Lagerleitung, haben gegen Kulturstadtrat Peter Marboe einen Mißtrauensantrag eingebracht. Wie lange er sich noch halten kann, steht zur Stunde nicht fest. Auch innerhalb der ÖVP werden gegen Marboe kritische Stimmen laut. Marboe stehe weiterhin felsenfest zum Lager, behauptet die FPÖ. Auch Schlingensiefs Angebot an die Koalition, das Transparent ohne Widerstand gemeinsam abzunehmen, wurde heftig diskutiert.
Am Abend zieht die allwöchentliche Widerstandsdemonstration direkt am Lager vorbei. Elfriede Jelinek, gestrige Schirmherrin, nimmt ebenfalls daran teil.

Tagestemperatur im Container:
38°C

Gestern abgeschoben:
Leila al-Hashimi und Wole Osifo


Mittwoch, 14. Juni
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Angriffe auf das Lager: Einzeltäter verhaftet

Versuchte Brandstiftung im Morgengrauen
Gestern nacht und heute morgen kam es bereits zum zweiten mal zu Übergriffen auf das Lager. Drei Personen drangen ein, einer versuchte, einen Brandsatz zu werfen.

Mittwoch morgen, im Schlafcontainer. Sema wird wach, als das frühe Sonnenlicht sie plötzlich blendet. Schemenhaft erkennt sie einen Mann, der etwas Brennendes in ihre Richtung wirft. Geistesgegenwärtig löschte sie die Flammen und alarmierte die Security, die den unbekannten Täter sofort der Polizei übergab. Diese war zwar von niemandem gerufen worden, aber unsere Hüter von Recht und Ordnung sind hier in Wien immer und überall. Die Exekutive verhaftete den Mann und führte ihn in Handschellen ab. Zwei weitere Eindringlinge versuchten, die Nachtruhe der Asylanten zu stören, und wurden ebenfalls von der Security entfernt. Von diesen Personen haben die Polizisten die Personalien aufgenommen. Die Lagerleitung distanziert sich nachdrücklich von den Brandstiftern und ließ die Bewachung durch die Security-Männer bedeutend verstärken. Das "Ausländer raus"-Schild prange nach vier Tagen Betrieb noch immer, merkte der Leiter an - es werde von der Regierung geduldet.


Eugen in Sicherheit: Dumiso abgeschoben!

Eugen, der weiße Farmerssohn aus Simbabwe, ist beruhigt. Seit gestern abend ist er von den ständigen Anfeindungen seines schwarzen Landsmannes endlich frei. Eugen ist erleichtert: "Endlich habe ich beim Essen meine Ruhe und kann wieder tief und fest schlafen. Die Angst sitzt aber tief, ich hoffe, daß Dumiso nicht wiederkommt." Dumiso wurde, mit einem Maximum an Wählerstimmen, gestern abend abgeschoben. Er trägt seine Ausweisung mit Fassung: "Wo ich hingehe, gibt es immer noch genug Weiße. Die werden schon sehen..." Bedrohlich tief klingt seine Stimme dabei. Die Behörden in Simbabwe erwarten ihn schon mit großer Vorfreude. In Simbabwe wird Dumiso mit Waffengewalt empfangen, und muß dort den Militärdienst ableisten. "Wie ich das mit meinem Gewissen vereinbaren soll, weiß ich noch nicht. Aber ich bekomme ja eine Waffe..." Dumisos Augen funkeln böse. Der Server der Lager-Homepage, www.auslaenderraus.at, bricht durch die über 80.000 Zugriffe pro Stunde noch immer zusammen. Schlingensief freut sich über die rege Teilnahme der österreichischen Bevölkerung. "Die schieben gerne ab", sagt er.

Tagestemperatur im Container:
40°C

Gestern abgeschoben:
Gong Xiaowe und Dumiso Mungoshi



Dienstag, 13. Juni
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Gewalt im Lager: Schwarz gegen Weiß

Exklusiv: Erstes Interview mit einem Insassen!


Eugen Major, weißer Farmerssohn aus Zimbabwe spricht: Gestern wurde er fast getötet! Schlingensief weigert sich zu kommentieren. Kann er Sicherheit garantieren?

Gestern abend kam es zum ersten mal zu einem Eklat im Lager: Eugen, der weißer Farmerssohn aus Zimbabwe, wurde fast von den Schwarzen, ehemaligen Drogen-dealern, zusammengeschlagen. Der Auslöser des Streits sei eine Auseinandersetzung über die Mahlzeiten gewesen, so Eugen: "Die Neger wollten mich beim Essen nicht in Ruhe lassen. Wir begannen zu streiten und wurden laut." Daraufhin eskalierte die Situation: "Im Hof schrien wir uns an, er zwang mich, Dinge zu sagen, und ich weigerte mich. Als ich ihn dann Neger schimpfte, würgte er mich und schlug auf mich ein." Nur die Mannen der Security konnten die blinde Wut des Schwarzen noch bremsen. Eugen zittert beim Erzählen: "Ich habe noch immer Todesangst, hier bin ich doch nicht sicher!" Schlingensief wollte nicht mit der "Neuen Lager Zeitung" reden - er sei auf Medien heute nicht gut zu sprechen. Denn auch der Server der Lager-Homepage ist überlastet: www.auslaenderraus.at bricht durch die über 77.000 Zugriffe ständig zusammen.


Krone läßt Lager im Stich FPÖ hält die Fahne hoch

Das Schwesternblatt der "Neuen Lager Zeitung", die "Neue Kronen Zeitung", hat ihre Unterstützung für Schlingensiefs Koalitionslager gekündigt. Ihre Flut der Berichterstattung kam zu einem plötzlichen Stillstand, da der "Neuen Lager Zeitung" als einzigem Medium Exklusivinter-views mit Insassen gewährt wurde. Daraufhin trug sich eine Tragödie zu: Am Nachmittag wurde Schlingensief durch Hüter des Rechts und der Ordnung dazu aufgerufen, das am Schlafcontainer befestigte Trans-parent zu entfernen. "Ich halte viel von Recht und Ordnung", sagt Schlingensief, und kam der Aufforderung auch prompt nach. "Ich bin traurig über das Verhalten der Kronen Zeitung, so gute Freunde verliert man nicht jeden Tag", zeigt sich der Lagerleiter etwas bedrückt. Was seine Stimmung aber hebt, ist die Unterstützung der FPÖ, deren Parteifahnen vom Dach wehen. Ganz großartig findet Schlingensief diese Treue, die ein Zeichen von Ehre sei. "Die F und ich, wir halten zusammen", sagt er. Schlingensief scheint angesichts des Verlusts der "Neuen Kronen Zeitung" etwas melancholisch zu werden. Der große Rückhalt der Bevölkerung hält den Leiter aber weiterhin aufrecht.

Tagestemperatur im Container:
40°C

Gestern abgeschoben:
Jahanshah Alvandi


Montag, 12. Juni 2000
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Lager findet großen Anklang bei Bevölkerung

75.000 Zugriffe auf die Website am ersten Abend


Schon am ersten Abend der "Ersten österreichischen Koalitionswoche" hat sich gezeigt, daß Österreich weiß, was es will. Wer wird heute wohl abgeschoben?

Mit einer bombastischen Zeremonie eröffnete Christoph Schlingensief gestern das Koalitionslager am Herbert-von-Karajan-Platz in Wien. In Exklusivinterviews mit den Bewohnern konnte die "Neue Lager Zeitung" in Erfahrung bringen, daß es ihnen den Umständen entsprechend gut gehe. Sie würden reichlich verpflegt, und wie man gestern via Live-Stream sehen konnte, hat die Runde gesellig zusammengefunden. Spannungen ergaben sich allerdings zwischen den Schwarzen und Eugen, dem weißen Farmerssohn aus Zimbabwe. Ob es noch zu einer Gewalttat kommen wird?
In Gesprächen mit Wählern und Zusehern hatte Schlingensief ein überwältigendes Feedback: "Die Leute freuen sich riesig, daß Österreich endlich wieder sauber wird", so der Leiter. Die 75.000 Zugriffe auf die Website (www.auslaenderraus.at) zeigen das große Interesse an der Abschiebung der Asylanten. Heute abend muß einer gehen. Wie Österreich wohl wählen wird?


Unterstützung von Krone und den Freiheitlichen

Unser Schwesterblatt, die "Neue Kronen Zeitung", hat ihre breite Unterstützung für diese Aktion bereits bewiesen. Durch ihre intensive Berichterstattung ist die Bevölkerung bestens über die Vorbereitungen und die Vorgänge im Container informiert. Nur die "Neue Lager Zeitung" hat es aber bis jetzt geschafft, Exklusivinterviews zu bekommen - Auszüge davon können Sie morgen lesen.
Die FPÖ fände die Aktion gut, wie einzelne Funktionäre Lagerleiter Schlingensief in öffentlichen Gesprächen gestern abend und heute morgen bestätigten. "Hier wird endlich mal etwas gegen die Überfremdung getan, und das freut das Volk", so der Leiter von 'Container City'.
Schlingensiefs Aktion hat in ganz Österreich breite Unterstützung gefunden - die Zuseher lassen sich zu emotionalen Reaktionen hinreißen, diskutieren hitzig mit dem Lagerleiter und haben auch schon ihre Unterstützung bei der Bereitstellung eines Monitors angekündigt.
"So viel Zustimmung von offizieller Seite und auch von den Österreichern hätte ich mit gar nicht erwartet", freut sich Schlingensief, "sie können die Abschiebung kaum erwarten!" Heute abend ist es dann soweit.

Sonntag, 11. Juni
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Das Lager ist eröffnet: Ausländer in Todesangst

Eine Woche, 24 Stunden non-stop: Abschieben!

Die "Erste österreichische Koalitionswoche" beginnt heute: 12 Asylanten in vier Containern. Sieben Tage, non-stop. Jeden Tag werden zwei des Landes verwiesen!

Wien, Sonntag abend, 21 Uhr: Die österreichische Koalitionswoche ist eröffnet. "Bitte liebt Österreich!", verlangt Christoph Schlingensief, Leiter des Lagers. Mit deutscher Strenge und Ordnung wird er bis nächsten Samstag das Lager führen.
Die Insassen wurden handverlesen: 12 Asylanten mit teilweise schwebenden Verfahren, davon vier illegale Einwanderer. Die Schwarzen waren sogar amtsbekannte Drogendealer auf Wiens Straßen, bevor sie die Behörden einwiesen. Weiters sind interniert; Ein gejagter Farmerssohn aus Zimbabwe, eine Sportlehrerin aus Pristina und ein Schauspieler aus dem Iran. In Exklusivinterviews wurde bekannt, daß die Insassen bei einer Abschiebung in ihre Heimat um ihr Leben fürchten.
Von Aufsehern konnten wir erfragen, daß die Ausländer täglich körperliche und geistige Ertüchtigung erhalten werden.
Die "Neue Lager Zeitung" wird täglich mit Geheiminformationen vom Ort des Geschehens berichten und Sie auf dem neuesten Stand halten. Schauen Sie auch im Internet zu, was im Lager passiert: www.auslaenderraus.at.


Halten Sie Ihr Land sauber: Schieben Sie ab!

Lagerleiter Christoph Schlingensief ist sich sicher, daß ganz Österreich mitmachen wird: "Die Überfremdung muß ein Ende haben, so kann das doch nicht weitergehen", meint der Capo von 'Container City'.
Jeder kann sich per Telefon einen - oder mehrere! -Ausländer wählen, und dafür sorgen, daß er dorthin zurückkehrt, von wo er gekommen ist.
Damit gibt Schlingensief jedem eine Vielzahl von Möglichkeiten: Sie können helfen, Österreichischen Boden sauber zu halten! Sie können dafür sorgen, daß die Kriminalität sinkt! Sie können dafür sorgen, daß die Straßen abends wieder sicher werden! Die Vorteile liegen auf der Hand: Österreich gehört wieder dem österreichischen Volk! Es liegt jetzt ganz bei Ihnen!
Jeder Ausländer hat bei der TED-Wahl eine eigene Endziffer: Rufen Sie 0820-613 und wählen Sie dann die Endziffer von dem, der Österreich verlassen soll. Wenn Ihr Anruf registriert wurde, haben Sie Ihre Bürgerpflicht getan! Da Abschiebung süchtig macht, können Sie auch mehrfach anrufen und gleich zwei abschieben. Die Europäische Referenzwahl finden Sie im Internet unter www.auslaenderraus.at: Mit nur einem Klick wird alles gut!

Tagesprogramm

20.50 Musikalische Einstimmung
21.00 Eröffnung
Redner: Rabinovici,
Charim, Reinfeld
20.45 Blasorchester,
Einzugsmärsche
21.30 Einzug der Asylanten
und von Paulus
Manker
Freischaltung TED- und Referenzwahl

Tagestemperatur im Container:
39°C>
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