Christoph Schlingensiefs Area 7 gastiert im Mai erneut im Burgheater Wien
Der Animatograph
Zeit: 05.05.2006 und 06.05.2006 (ab 17:00 Uhr)
Ort: Burgtheater Wien
Künstler: Christoph Schlingensief
Performance-Video-Installation: “Area 7- Eine Matthäusexpedition“
Fotograph: Georg Soulek
Website: www.schlingensief.com
Performance-Video-Installation von Christoph Schlingensief
Morgens öffne ich meine Augen, und die Arbeit von Christoph Schlingensief „Area 7-Matthäusexpedition“ erscheint vor mir. Ich vermisse seine Arbeit. Jetzt kann ich kaum den Mai erwarten…
Viele haben schon den Namen von Christoph Schlingensief gehört. Nicht nur seine künstlerische Arbeit, sondern auch er selbst ist großzügig, witzig, wie ein Kind sympathisch.
Das großartige Burgtheater kann man fast nicht mehr erkennen. Der Zuschauer- und Bühnenraum sind miteinander vermischt. Für kurze Zeit ist der 1.000 Quadratmeter große Bühnenraum zur „Abfallfabrik“ geworden. Überall kann man das „Geräusch“ des Animatographen zur hören.
Das Kunstwerk rund um zwei große Animatographen ist als Labyrinth gebaut. Das Labyrinth besteht aus vielen unterschiedlichen Räumen. Jeder Raum enthält verschiedene Installationen und ist selbst wiederum Installation. Alles zusammen ist eine riesige Installation. Außerdem hat Schlingensief zusätzlich ungefähr 40 Monitore, über 20 Videoprojektionen für diese Arbeit verwendet und überall in der Installation verteilt. Nicht nur die Musik, sondern auch Live-Performances werden den ganzen Abend provisorisch durchgeführt.
Der Großteil des Publikums kommt gegen 17:00 Uhr, bleibt bis zum Ende um circa 23:00 Uhr. Aufgeführt wurde diese Performance-Video-Installation schon im Januar und März 2006. Jeden Tag waren sehr viele Besucher in dieser außergewöhnlichen Theater-Ausstellung. Viele kamen jeden Tag, manche machten in den Performances sogar mit.
Die Besucher betreten die Installation, als ob sie einen Alptraum hätten. Überall ist Chaos. Man sieht das schmutzige „Urklo“, einen alten „Duscheraum“ mit Viren, ein „Altes Hotel“ mit Geschlechtskrankheiten sowie die eingestürzten Twin Towers vom 11. September, und außerdem den letzten Gläubigen der Kirche…
Im Mund einer Kopfmaske von Joseph Beuys sieht man ein Video vom verwesenden Hasen. Im Aquarium ist nicht ein lebendiger Fisch zu sehen, sondern der stinkende „Hasenfisch“, sowie 7.000 reproduzierte Schokoladenhasen; eine über 100 Meter lange Schlange läuft um ein großes umgedrehtes Schiff aus Namibia, das Schiff bringt die Twin Towers vom 11. September nach Afrika…
Nicht nur die Musikerin Patti Smith, sondern auch Irm Hermann, Star des deutschen Filmemachers Fassbinder, und andere nehmen an „Area 7“ teil.
Oft treten sie als Artists in den Live-Performances auf, zum Beispiel: Joseph Beuys, der ständig Butter an die „Mauer“ streicht; ein „witziger“ Adolf Hitler, der immer die gleiche Melodie mit seiner alten Mundharmonika spielt und in seiner Rede an die Leute Unsinn spricht; ein psychisch kranker Michael Jackson, der aussieht wie ein verrückter Hund und durch den Raum und in die Ecken läuft…
Alles ist unnormal. Wir erleben gerade das Ende der Welt!
Alle Arten von Menschen tauchen in seiner Arbeit auf, auf verschiedenen Zeitebenen ankommende Menschen werden auf der gleichen Zeitebene arrangiert. Schlingensief vermischt Politik, Religion usw. Er vermischt alles. In seiner Arbeit werden viele Fragen gestellt.
Am Ende des Stückes, während Elfriede Jelinek – die 2004 den Nobelpreis gewonnen hat – einen Text liest, den sie für Schlingensief geschrieben hat, ist das ganze Theater sehr ruhig. Dann kommt die tragische Musik von Bach, gleichzeitig sehen wir, daß die traurige Schlange das Schiff verlassen hat.
Jedesmal, wenn die Musik spielt, bin ich sehr berührt! Die Menschen werden nicht vergessen, was sie gesehen haben.
Der am 24.10.1960 in Deutschland geborene Christoph Schlingensief ist ein Genie der Kreativität. Seine künstlerischen Produktionen verursachen manchmal einen großen Schock.
Im Alter von acht Jahren hat er schon angefangen, Filme zu drehen. Bis jetzt hat er ungefähr 50 Filme gemacht (zum Beispiel: Egomania – Insel der Hoffnung (1986), Das deutsche Kettensägenmassaker (1990), etc.), 30 Theaterstücke (zum Beispiel: 100 Jahre CDU (1993), Hamlet (2001), Kunst & Gemüse, A. Hipler (2004), etc.), sowie ca. 20 große Live-Aktion-Performances (CHANCE 2000 – Wahlkampf in Deutschland (1998), CHURCH OF FEAR (2003), etc.), über 10 Stücke Fernseh- sowie Hörspiele (zum Beispiel: Freakstars 3000 (2002), etc.). Außerdem arbeitet er sehr gerne mit Behinderten, Arbeitslosen sowie Oberdachlosen usw., die am Rand der Gesellschaft stehen. Sie spielen in Christoph Schlingensiefs Arbeiten eine große Rolle.
Yingmei Duan
http://arts.tom.com/1002/2006427-26441.html