Schlingensief-Happening mit sprachloser Jenny Elvers-Elbertzhagen
Das mit Spannung erwartete neue Theaterprojekt von Christoph Schlingensief, «Kaprow City», hatte am Mittwochabend an der Berliner Volksbühne Premiere. Zu den Mitwirkenden gehörte auch Jenny Elvers-Elbertzhagen.
Der happeningartige Theaterabend, der sich auf einer 18 Kabinen umfassenden Drehbühne unter Beteiligung der Zuschauer abspielte, erntete nach zwei Stunden etwas ratlosen Applaus. Schlingensief dirigierte das Geschehen die ganze Zeit über auf der Bühne hinter seinem Regiepult und an mehreren Monitoren.
Der 45-jährige Regisseur («100 Jahre Adolf Hitler»), dessen Operndebüt mit Richard Wagners «Parsifal» bei den Bayreuther Festspielen für Wirbel sorgte, bezieht sich bei seiner «begehbaren Installation», die er Animatograph nennt, auf den im April gestorbenen amerikanischen Altmeister des Happenings, Allan Kaprow.
Im Vorfeld war darüber spekuliert worden, dass Jenny Elvers-Elbertzhagen als Prinzessin Diana das Andenken der 1997 tödlich verunglückten britischen Prinzessin Diana verunglimpfen könnte. Davon war keine Rede mehr. Elvers war weitgehend sprachlos und zitierte sich selbst – als Medienikone und, wenn auch melancholisches, schönes Scheinbild mancher Illusionen. Die Queen geisterte – in Gestalt einer der kleinwüchsigen Darstellerinnen aus Schlingensiefs Truppe – durch die Szene und reckte auch mal den Arm in NS-verdächtiger Pose oder rollte Kuchenteig für kleine Hakenkreuz-Brezeln. Auch ein Johannes-Heesters-Double mischte bei dem Happening mit. Außerdem gehörten auch Hühner und Kaninchen zum «Darstellerensemble». «Hier können auch Hühner die Leitung übernehmen», schreibt Schlingensief dazu in einer «Programm-Erläuterung».
Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, rätselte noch lange nach der Vorstellung, «was uns der Künstler sagen wollte». Der Vorhang fiel und alle Fragen wieder offen – ein «echter Schlingensief» eben.
14.9.2006