Mixed-Media Installation von Christoph Schlingensief, 01. – 16. November 2008, HAU 2 Berlin
Das künstlerische Betätigungsfeld Christoph Schlingensiefs zusammenzufassen, gleicht einem Streifzug durch die Künste – vom Filmemacher zum politischen Aktionskünstler, vom Theater- und Opernregisseur zum Schauspieler, vom Maler zum Kolumnenschreiber. Mit seinen überbordenden Materialballungen schafft er nicht nur fließende Grenzen zwischen Kunstgattungen, sondern de- und rekonstruiert Bildwelten, die alles in sich aufsaugen, sich einer Linearität und klassischen Narration verweigern und den Betrachter mit dem Gefühl der Überforderung zurücklassen.
Die Total-Irritation als Mittel zur Befreiung, zu einer neuen Form der Konzentration erfordert eine aktive Haltung und Entscheidungsfähigkeit des Betrachters. Das Prinzip der Illusionsverweigerung in seinen Theaterarbeiten wird in einer intermedialen Welt abgehandelt, in der Überbleibsel der Wagnerianischen Gesamtkunstwerksidee sich mit dem Artaudschen Theater der Grausamkeit sowie dem Abjekten der Postmoderne paaren. Und so setzt Schlingensief in der Installation „The African Twintowers – Stairlift to Heaven“ den Betrachter wortwörtlich ins Bild, denn je ein Zuschauer fährt, inmitten der Filmprojektion, auf einem Treppenlift auf zwei Meter Höhe, um dort den Vorhang zu einem Kasten zu öffnen, in dem er einen weiteren Film zu sehen bekommt. Gedreht wurde der Film in Lüderitz (Namibia). Der Film handelt von den Ereignissen von 9-11 und verwendet Versatzstücke aus der nordischen Sagenwelt sowie Elemente aus dem afrikanischen Schamanentum. Es kommen Figuren wie Hagen von Tronje, Odin und Edda, Mitglieder des Volkes der Hereros, eines afrikanischen Hirtenvolks, und Geister darin vor – sowie Musik von Patti Smith mit Texten von Elfriede Jelinek.
HEBBEL AM UFER – HAU 2
Hallesches Ufer 32 / 10963 Berlin
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Fressen oder Fliegen, Art into theatre – Theatre into art
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