Christoph Schlingensief wirbt auf einer bundesweiten Lesereise für sein Projekt
Zweieinhalb Stunden erzählte Christoph Schlingensief von sich, von seiner Krankheit, von seinem Lebenswerk, von seiner „Parsifal“- Regiearbeit in Bayreuth und von seinem Projekt in Afrika. Aus seinem Buch „ So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ (Kiepenheuer & Witsch) las er nur kurz. Zweieinhalb Stunden fesselte der eigenwillige, außergewöhnliche Theater-, Film- und Opernregisseur das Publikum im fast ausverkauften Haus des Schauspiel Frankfurt.
Der 48Jährige blieb gelassen, humorvoll, engagiert, obwohl die Metastasen seinen Körper wieder beherrschen und ihn traurig und fertig machten, wie er anfangs mitteilt. Dennoch redet er wie ein Wasserfall, als wenn nichts wäre.
Angekündigt ist der Abend als Benefizveranstaltung für „Ein Festspielhaus für Afrika!“ Im Dezember soll in Burkina Faso ein Festspieldorf in der Stadt mit Schule, Musikschule, Filmklasse, Krankenstation, Pension, Restaurant und einem großen Festspielhaus errichtet werden.
Architekt ist Diébédo Francis Kéré, in Burkina Faso geboren, Student und heute Dozent an der TU-Berlin. 2004 erhielt er für den Bau einer Grundschule in seinem Heimatdorf Gando den renommierten Aga Khan Award for Architecture und soeben den Global Award für nachhaltige Architektur 2009.
Seine Gebäude werden den klimatischen Anforderungen in seinem Land gerecht. Er nutzt nachhaltige Materialien, Naturstoffe, minimal Beton, beschäftigt lokale Arbeitskräfte und übernimmt deren Bautechniken. Vor allem sind seine Bauten sintflutsicher. In der letzten Regenzeit blieb seine Schule unversehrt, während 200000 Menschen obdachlos wurden. Sein Motto heißt „Hilfe zur Selbsthilfe“, das er auch seinen afrikanischen Mitmenschen vermittelt.
Christoph Schlingensief zieht nun durch die Lande, um das Geld für dieses Projekt zusammen zu trommeln. Viele Prominente beteiligen sich bereits an diesem Projekt u.a. der schwedische Theatermann und berühmte Buchautor Henning Mankell, der in Maputo (Mosambik) ein Theater leitet. Er hat ihm finanzielle Unterstützung und spontan einen Teil des Preisgeldes vom Erich-Maria-Remarque-Friedenpreis zugesagt. Diesen erhielt Mankell im September 2009 in Osnabrück.
Jeder kann helfen, damit die Bausumme zusammen kommt. Jeder Betrag ist willkommen. Francis Kéré hat Module entwickelt. Ein Modul -16 m² Wohn- oder Lehrfläche – besteht aus 20 Teilen und jedes kostet 50 Euro. Wer diesen Betrag aufbringen kann, erhält ein Zertifikat. Die Kontonummer ist unter www.festspielhaus-afrika.com zu finden.
Schlingensiefs „Festspielhaus für Afrika“ unterscheidet sich klar von den üblichen Entwicklungshilfeprogrammen.
Text und Foto: Renate Feyerbacher
Aus: FrankfurtLive.com, 16.10.09