DRESDEN/BERLIN – Mit dem Buch „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!“ über seine Erfahrungen mit dem Krebs hat Christoph Schlingensief ein großes Publikum gewonnen. Bei einem Leseabend am kommenden Freitag (19.30 Uhr) im Kleinen Haus stellt er es vor und spricht über seinen Traum von einem Festspielhaus in Afrika. Die Einnahmen des Abends sollen dem Projekt zugute kommen. Die Morgenpost sprach mit dem Theatermacher.
Herr Schlingensief, wie geht es Ihnen?
Christoph Schlingensief: Ich habe im Moment viel Kraft und freue mich über den Erfolg meiner Lesereise. Mein letztes Lungen-CT (Abbildung mittels Computertomographie, d. Red.) war auch sehr gut. Von den rund 100 Metastasen sind zwei kleine Flecken überig geblieben. Die neue Tablettentherapie schlägt gut an. Wenn das so weiter geht, habe ich Glück gehabt.
Ihr Buch hat nicht nur Ihnen geholfen ..
Was da drinnen steht, war ursprünglich nur für mein Diktiergerät bestimmt. Ich hatte unglaubliche Angst vor der Krankheit und brauchte dafür einen Mülleimer. Dass daraus erst ein Theaterabend und später ein Buch geworden ist, war nicht geplant. Aber ich spüre die Resonanz: Nach den Lesungen stehen manchmal 40-50 Krebskranke Schlange, die sich mit mir austauschen wollen. Außerdem hilft das Buch meinem Projekt „Ein Festpielhaus für Afrika“.
Welche Erwartungen verbinden Sie damit?
Wir wollen da kein Opernhaus hinstellen, kein afrikanisches Bayreuth installieren, das sollte man den Afrikanern nicht antun. Ab Januar soll mit dem Bau einer Schule für 500 Kinder in Burkina Faso begonnen werden, mit einer Film- und einer Musikklasse. Dort lernt man nicht Mozart spielen, sondern den reichen Kunstschatz Afrikas bewahren. Der Schule angeschlossen ist ein Theater für 500 Zuschauer, das steht schon fix und fertig in Container verpackt – gesponsert von der Ruhrtriennale.
Wieviel Geld müssen Sie noch sammeln?
Noch rund 700000 Euro, insgesamt brauchen wir 1,4 Millionen Euro. Ich habe Henning Mankell in Mosambik besucht, er steuert 100000 Euro bei, da bin ich vor Begeisterung vom Stuhl gefallen. Auf der Lesereise ist die Spendierfreude bisher auch erfreulich groß. Ich sammle weiter, solange ich kann. Im Februar 2010 wollen wir in Burkina Faso schon die erste Aufführung spielen.
Wie geht es für Sie am Theater weiter?
2011 ist eine Operninszenierung ind Budapest, 2012 eine in Amsterdam geplant. Es gibt Anfragen bis 2014. Ich finde es großartig, dass sich Leute darauf einlassen. Schließlich schwebe ich doch irgendwie zwischen Leben und Tod.
J.S. Dresdner MORGENPOST, 20.10.2009