HÖCHSTDOTIERTER ARCHITEKTURPREIS FÜR FRANCIS KÉRÉ (3SAT)

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Der Berliner Architekt Francis Kéré hat den höchstdotierten Architekturpreis der Welt, den Aga-Khan-Preis, für eine kleine Dorfschule mit drei Klassenräumen in Gando, Burkina Faso, bekommen. „Ich habe während des Studiums die Idee entwickelt, eine Schule zu bauen, die mit dem Klima funktioniert und die billig ist.“ Er teilt sich den Ruhm damit mit Bauten wie die Petronas-Towers in Kuala Lumpur und die Bibliotheca Alexandrina in Ägypten. Bekannt wurde Kérés Schule durch ihre Dachkonstruktion.

Zusammen mit den Fenstern funktioniert sie wie eine Klimaanlage, braucht aber keinen Strom – den es im Dorf nicht gibt. „Es handelt sich eigentlich um zwei Dächer“, erläutert der Architekt, einer leichten, einer massiven und „einem Zwischenraum zwischen beiden. Durch die Stellung zirkuliert die Luft, so dass die Hitze nicht in die Klassenräume gelangt.

„Das Ganze wurde mit Bewährungsstäben hergestellt: Das wurde vor Ort von den Jungs, ungelernten Arbeitskräften, gesägt, zusammengeschweißt und aufs Dach gehisst.“ Nicht einmal 30.000 Euro hat die Schule gekostet. Kéré hat dafür Spendengelder in Deutschland gesammelt und den Bau vor Ort selbst organisiert. Das ganze Dorf machte beim Bau der Schule mit; Kéré nutzt keine teuren Importmaterialien, sondern vor Ort vorhandene, für deren Verarbeitung er neue Techniken sucht.

„Wir haben hier wenig Energie. Wir haben kein Holz, um gebrannte Ziegel herstellen zu können – deshalb benutzen wir Lehm. Wir benutzen lokale Materialien: Erde ist kostenlos. Man muss sie nur bearbeiten, um daraus ein Gebäude entstehen zu lassen.“

Er verbesserte die in Westafrika üblichen Lamellenfenster, damit ausreichend Licht und Luft in die Räume kommt. „Ich habe selbst in einer Klasse gesessen, in der wir mehr als 120 waren mit klitzekleinen, unbeweglichen Öffnungen. So etwas vergisst man nicht.“ Er wurde in Gando geboren und ist der einzige aus dem Dorf, der jemals studiert hat. Obwohl er seit 10 Jahren in Deutschland lebt, fühlte er sich die ganze Zeit seinem Heimatdorf eng verbunden: „Ich hatte die Idee, mich für meine Familie zu reinvestieren, hier das einzusetzen, was ich in Europa gelernt habe, damit die Geschwister und auch das Dorf eine Schule bekommt.“

Doch die Schule ist schon zu eng geworden. So bringen die Kinder für Kérés zweites Schulgebäude jeden Morgen Steine zur Schule mit. Kéré beginnt nun auch in Ougadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, zu wirken. Er plant einen neuen Bezirk für 40.000 Menschen am Stadtrand. Auch hier will er mit lokalen Materialien arbeiten und die Menschen einbeziehen.

3sat nano, 22.04.2005 / mp