Preis der Hofer Filmtage an Schlingensief

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Hof/Saale (dpa) – Der Regisseur Christoph Schlingensief (45) hat den Ehrenpreis der Hofer Filmtage erhalten und bei der Verleihung an Bund und Länder appelliert, die Filmförderung auszubauen und auf Reglementierungen zu verzichten.

Er hätte ohne Filmförderung seine Filme nicht machen können, sagte Schlingensief am Donnerstagabend in der fränkischen Stadt. «Es wäre schön, wenn man wieder mehr Geld für Filme freischaufeln könnte, ohne irgendwelche Vorbedingungen erfüllen zu müssen.» Über den Filmpreis der Stadt Hof zeigte sich der Regisseur hocherfreut. Hof sei für ihn, wie für viele unabhängige Autorenfilmer, das erste wichtige Forum gewesen. «Ich bin gerührt, ich liebe diesen Preis.»

Der Ehrenpreis wird seit 1986 jeweils bei den internationalen Hofer Filmtagen verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Sönke Wortmann, Wim Wenders, Werner Herzog und Doris Dörrie.

In seiner Laudatio sagte Peter W. Jansen, Schlingensief stehe «in der Nachfolge von Dada und Surrealismus». Er sei «ein Anarchist, der in der Liga von Bunuel und Artaud, von Oskar Panizza und Otto Mühl und Jean Genet kickt!» Es handle sich um «eine Ästhetik des Protestes, nicht der Affirmation!», sagte Jansen, der Schlingensief auch in Beziehung zu Rainer Werner Fassbinder stellte.

In Hof hatte Schlingensief vor 21 Jahren seinen ersten Langfilm «Tunguska» vorgestellt. Bislang hat er – neben zahlreichen Theaterinszenierungen – rund 20 Filmproduktionen fertig gestellt. Seine Deutschlandtrilogie «100 Jahre Adolf Hitler», «Die letzte Stunde im Führerbunker» und «Das deutsche Kettensägenmassaker» löste heftige Kontroversen aus. Erst in dieser Woche hat Schlingensief in Namibia die Dreharbeiten für sein neues Filmprojekt «African Twin Towers» beendet. In dem Film wirken sowohl Township-Bewohner als auch Klaus Beyer, Karin Witt, die amerikanische Rock Poetin Patti Smith sowie die Schauspieler Irm Hermann, Björn Thors und Robert Stadlober mit.