Bei der Premiere seines Theaterstückes erntete der krebskranke Regisseur tosenden Applaus
Zürich Im Jahr 2009 fiel ein Tabu: das Sterben als private Angelegenheit. Jetzt macht der deutsche Theaterregisseur Christoph Schlingensief, 49, seine Krebskrankheit zum Thema seines neuen Stücks. Die anarchistisch-opernhafte Performance «Sterben lernen» wurde am Freitagabend in Zürich uraufgeführt und mit Jubel aufgenommen. Schlingensief erkrankte an Lungenkrebs und musste seinen linken Lungenflügel entfernen. Sein Buch zur Krankheit heisst «So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!». Schlingensief beschäftigt die Frage, warum unsere Gesellschaft das Sterben nicht lehrt. «Ich komme nicht nach Zürich, um hier an frühere Aktionen anzuknüpfen, aber meine Meinung sage ich auch ausserhalb des Theaters. Da, wo sie tatsächlich noch ein paar normale Leute erreicht», schrieb Schlingensief. Auf einer päpstlichen Sänfte wird er durch die Gassen Zürichs getragen, brüllt durchs Megafon, bringt den Verkehr zum Stillstand – und erntet am Ende tosenden Applaus.
Publiziert am 06.12.2009
von: sonntagszeitung.ch