Christoph Schlingensief im Gespräch mit Chris Dercon am 26.01.2010 um 11.30 Uhr im Rahmen der DLD (Digital – Life – Design) Konferenz 2010 in München
DLD (Digital – Life – Design) is a three-day experience gathering 800 entrepreneurs, investors, philantropists, scientists, artists and creative minds from all over the world. With global diversity in attendees and an interdisciplinary perspective of digital, media, design, art, science, brands, consumers and society, the conference is known as the European forum for the „creative class“.
„FILMKLASSE UND MUSIKKLASSE – VERNETZUNG UND INTERNETPRÄSENTATION“
Schlingensief im Gespräch mit Chris Dercon, 26.01.2010, 11.30 Uhr
Christoph Schlingensiefs auf den ersten Blick vermessen, oder gar verdächtig wirkender Traum ein Opernfestspielhaus in Afrika zu bauen, hat in den letzten Monaten konkrete Formen angenommen. Es sind grüne Hügel auf einem 5 Hektar großen Gelände in Burkina Faso, wo der Plan verwirklicht werden soll. Im Februar 2010 werden die Verträge unterzeichnet. Dann ist Baubeginn unter der Leitung des aus Burkina Faso stammenden Architekten Francis Kere’. Aber der grüne Hügel von Bayreuth ist nicht das Vorbild. Hier wird kein Gesamtkunstwerk nach Afrika gebeamt und auch keine repräsentative Musiktheaterbühne in die Savanne gestellt. „Remdogoo“, wie es in der Landessprache heißt, ist ein organisch wachsendes „Operndorf“ mit einer Schule für bis zu 500 Kinder, die als Besonderheit Musik- und Filmklassen hat, einer Krankenstation, Großküche, Probebühnen, Zentralarchiv, einem Hotel, einer großen Bühne für 500 Zuschauer und allem, was ein solches Projekt benötigt, um zukunftsfähig zu sein. „Die Kinder und Jugendlichen lernen an sich selber“, sagt Schlingensief, „ an ihrer eigenen Kultur und nicht durch uns, die wir immer alles erklären oder vorschreiben wollen.
Darum geht es mir, nicht um den Import von Wagner oder Bach. Es wird das gesammelt, was es dort bereits gibt – und nicht das, was Europa anbietet und dorthin verkauft. Mein Hauptmotiv heißt: «Von Afrika lernen!» Das bedeutet auch, von Afrika offiziell klauen – und nicht inoffiziell, wie wir dies bisher machten.“ Die ersten Ergebnisse solcher „Klauaktionen“ werden im Sommer in Europa gezeigt, mit Künstlern aus Burkina Faso als „Gebern“ und Künstlern aus Europa als „Nehmern“.
Für Schlingensief, der sich seit 18 Jahren regelmäßig auf dem afrikanischen Kontinent aufhält, ist es das Spirituelle und Magische, das das Theater mit Afrika verbindet: „In Afrika, gibt es nichts, das nicht spirituell wäre. Das ist der gute Geist, den ich in Afrika spüre und der bei uns höchstens noch als Surrogat oder als „naturidentischer Aromastoff“ oder auch als „bio“ zu haben ist. Es ist tatsächlich so, dass ich heute einen Baum anders ansehe als früher – ich brauche ihn deswegen ja nicht gleich zu umarmen. Große Theatererlebnisse sind immer solche, bei denen der Abend selbst zu atmen beginnt – das ist Spiritualität. Das kann man nicht anordnen oder kaufen, das geschieht mit Hilfe von Antennen, die die Menschen haben. Bei manchen allerdings sind diese verbogen oder ganz abgerissen. Das Spirituelle ist eine Kraft, die immer schon da ist: eine Energie, die die Seele antreibt.
Diese Dimension ist in Afrika an vielen Orten einfach stärker ausgeprägt als hier bei uns – das ist es, was mich so anzieht und fasziniert.“
Festspielhaus Afrika ist ein Projekt von Christoph Schlingensief unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes, dem Auswärtigen Amt und dem Goethe-Institut. Planung und Bau: Francis Kéré, Projektleitung: Celina Nicolay.
Internationale Unternehmer, hochkarätige Autoren, Designer, Nobelpreisträger und Gründer blicken vom 24. bis zum 26. Januar 2009 im Münchner HypoVereinsbank Forum in die Zukunft. Rund 800 namhafte Gäste versammelt dort die sechste Digitalkonferenz DLD (Digital, Life, Design), die als Synergiebörse Denker und Lenker der unterschiedlichsten Branchen zusammen bringen möchte.
2010 steht DLD unter dem Motto „Map Your Future“ – gesucht wird ein Fahrplan durch die digitalen zukunftswelten. Die Konferenz bietet den Gästen einen Überblick über Trends und Entwicklungen der digitalen Industrie und darüber hinaus. Gleichzeitig ist DLD eine Plattform für interdisziplinären Austausch und Business Development. Schwerpunkte liegen in diesem Jahr auf den digitalen Themen Entertainment, Search, Mobile, Content, Advertising und E-Commerce. Zudem beleuchtet DLD Entwicklungen in Unternehmen und Gesellschaft, zum Beispiel Diversity, Social Innovation, Nachhaltigkeit, und gibt neue Einblicke in Wissenschaft, Kunst und Design.
Zu den 80 hochkarätigen Referenten zählen unter anderem Googles Suchmaschinen-Chefin Marissa Mayer, Friedensnobelpreisträger Martti Ahtissari, der Hulu-CEO Jason Kilar und Wikipedia-Gründer Jimmy Wales.
http://www.dld-conference.com
http://www.festspielhaus-afrika.com