Mit Filmen, Theaterstücken und Kunstaktionen sorgt der bekannte Aktionskünstler und Regisseur immer wieder für Aufsehen, manchmal sogar für einen Eklat. Weltberühmt wurde Christoph Schlingensief mit seiner ‚Parsifal“- Inszenierung in Bayreuth. Gero von Boehm trifft den Künstler zum Gespräch in Zürich.
Ausstrahlung am Montag, 1. Februar 2010, 22.25 Uhr auf 3Sat
Nachtwiederholung, 2.55 Uhr
Kunst und Leben trennte der Provokateur des deutschen Theaters nie voneinander. Sogar seine lebensbedrohliche Krebserkrankung machte er zum Thema verschiedener Theater-Inszenierungen und eines Buches. Mittlerweile ist er auf dem Weg der Besserung und schon wieder voller Tatendrang. In Burkina Faso will er ein Operndorf bauen und eröffnen.
Im Januar 2008 wurde bei dem Film-, Theater- und Opernregisseur, Aktions- und Installationskünstler Lungenkrebs diagnostiziert. Ein Lungenflügel wurde entfernt, Chemotherapie und Bestrahlungen folgten. Seinen bis heute anhaltenden Kampf gegen den Krebs stellt Schlingensief seitdem ins Zentrum seiner Kunst. Von einem Moment auf den anderen fühlte sich der damals 47jährige vom normalen Leben ausgeschlossen. Er, der von sich und anderen immer Einsatz bis zum Rande der Möglichkeiten fordert, musste lernen „auf dem Sofa zu liegen und nichts anderes zu tun, als Gedanken zu denken.“
„Seit meiner Krebserkrankung habe ich morgens beim Aufwachen ein großes Stoppschild vor den Augen und denke n
icht mehr :“Wer holt jetzt die Brötchen“ , sondern ich denke : „Wenn ich jetzt gehen muss, ist ja nichts besprochen“. Und ich will nicht gehen, ich will bleiben. Es kann ja gar nichts besseres geben als dieses Leben. Ich liebe dieses Leben und das habe ich vorher nicht gewußt.“
Der Tumor als Berufung
Mit dem Oratorium „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ kehrte Schlingensief Monate nach seiner Operation auf die Bühne zurück. Es folgte „Der Zwischenstand der Dinge“ und „Mea Culpa“, der letzte und optimistischste Teil einer Trilogie, in der er sich mit seiner Krebserkrankung auseinandersetzt. Während dieser Arbeit, sagt er, habe er seit seiner Operation wieder angefangen zu lachen.
„So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ heißt das Tagebuch seiner Krebserkrankung. Eine eindringliche Suche nach sich selbst, nach Gott, nach der Liebe zum Leben. Im Oktober 2009 war Schlingensief mit seinem Buch bundesweit auf Lesereise, gestaltete Benefizabende für seinen großen Traum von einem Festspielhaus in Burkina Faso in Afrika. Mehrere Forschungsreisen nach Afrika hat er schon unternommen und er ist weiter auf der Suche nach Sponsoren und Helfern für dieses Projekt.
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