Alexander Kluge ist Schriftsteller und Medienschaffender: „Ich würde mich mit anderen Leuten zusammentun, z. B. mit Christoph Schlingensief, um ein Musiktheater zu gründen, das sich mit Geschichte beschäftigt. Nicht nur mit der Geschichte der DDR, sondern mit der Geschichte Europas. Denn das Musiktheater begleitet ja die moderne Geschichte. Gerade in so einem Realgebäude, das selbst von Geschichte erzählt, lassen sich Musik und Geschichtserzählung anders verknüpfen als in einem Opernhaus.“
Lars Ramberg, Künstler, hatte das Wort „Zweifel“ auf den Palast montiert: „Der Palast ist einzigartig und sollte eine aktive Ruine bleiben – ein Museum, das kritischen Diskurs befördert. Zweifel gehört zur deutschen Einheit. Wird der Palast zerstört, macht man der offenen Diskussion einen Strich durch die Rechnung. Ein furchtbarer Fehler für das gesamte westliche Kulturerbe.“
Sven Giegold ist Sprecher von Attac Deutschland: „Der Palast soll ein Freiraum im Herzen Berlins werden, ein Raum für Kreativität und Selbstorganisation. Keine reaktionären Abrisspläne oder sonstigen neuen Pläne von oben: Die BerlinerInnen sollten die Sache selbst in die Hand nehmen: Ein „selbst verwaltetes Palastforum“ könnte das Gebäude für Kunst, Kultur und Zusammentreffen erhalten und entwickeln.“
Christoph Schlingensief, Theater-, Film- und Aktionskünstler: „Auf den brachliegenden Halden der Politik ein (Musik-)Theater zu bauen, wie Alexander Kluge es vorschlägt, ist ein ganz konsequenter Schritt. Nur allzu gerne würde ich diesen Plan mit Kluge in die Tat umsetzen. Weil wir beide durch Wagner sozialisiert worden sind, werden wir uns schnell darauf einigen, den Bau nach der Eröffnung in die Luft zu sprengen, um einen „mythischen Abgrund“ zu schaffen. Wir müssen endlich die Gelegenheit haben, zwischen den Hochglanzfassaden unserer Kultur und unserer Städte in Abgründe zu stürzen. Darin geht es dann ganz universell um den „Raum zur Zeit“. Und die Zeit rast. Ich werde noch heute Kontakt zu Kluge aufnehmen!“
Carsten Nicolai ist Künstler: „Das Utopische am Palast ist nicht seine Geschichte, sondern der Rohbau. Ich würde ein modernes Museum daraus machen, eine Kunstfabrik – ein Haus, wo Dinge entstehen und nicht nur verwaltet werden: Ein Centre Pompidou für Berlin – das wäre mein Traum.“
Christoph Tannert, Leiter des Künstlerhauses Bethanien: „Soll man doch allen Hausbesetzern und den revolutionären Untoten von der aktivistischen Wiedergängerfront das Palastgerippe als Trainingscamp zur Verfügung stellen. Zahnersatzversprecher an die Front! Mit Kunst war nichts zu retten. Die, die Zweifel säten, sind abgetaucht oder haben sich als Leithammel der Boheme etabliert. Jetzt haben die selbstversorgungssüchtigen Wichtigtuer vom Amt wieder das Sagen. Ganz klar: Berlin braucht einen neuen SozKulturPalast unter schwarzer Flagge.“
Dirk Baecker, Soziologe an der Universität von Witten/Herdecke: „Ich würde den Palast vollständig entkernen, die Fassaden erhalten und von allen Seiten freien Zugang ermöglichen. Damit der Raum als eine Art Markthalle für Verwendungen aller Art zur Verfügung steht, für Trödelmärkte, Schlittschuhbahnen, Boule- und Badminton-Turniere, Squaredance-Vorstellungen und und und. So könnte man die markante Silhouette des Palastes erhalten und stünde in der Tradition des Gebäudes.“
Schorsch Kamerun, Musiker und Theatermacher: „Eine erprobte Trutzburg soll einem kopierten Schloss weichen? Ich schlage hiermit vor, alle von Flattertiergrippe-Paranoia bedrohten Federviecher in das hilfsbedürftige Gebäude umzusiedeln, um so die Abrisskiller abzuschrecken und die Pseudoerneuerer in die nötigen Bockshörner zu jagen. Eierhühner gegen Galgenvögel!“
Christian von Borries, Komponist und Dirigent, fuehrte 2003 im Palast den „Wagnerkomplex“ auf: „1. tropical island in den palast verlegen, der in volkskammer umbenannt wird; 2. die blutsdeutschen, blonden, blauaeugigen bewohner/innen von nueva germania/paraguay in die volkskammer umsiedeln; 3. einen radiosender mit wagner, kraftwerk, stockhausen und laibach zu selbstheilungszwecken installieren, mit dem 4. im untergeschoss eine zuchtplantage der kimjongilia-lilie beschallt wird, durch deren verkauf sich die bewohner/innen ihr trostloses inzestuoeses leben versuessen; 5. wer weiter von historischer rekonstruktion redet. muss auf die plantage „nueva germania“ zum blumengiessen; 6. wiederholungstaeter/innen muessen im radio nietzsche-zitate vorlesen und wagners texte zu religion und rasse verinnerlichen“
taz Berlin lokal Nr. 7824 vom 19.11.2005, Seite 25, 10 Zeilen (Dokumentation)