Schlingensief und seine Projekte: Keine Provokation
Als Christoph Schlingensief im Sommer 2004 in Bayreuth den „Parsifal“ inszenierte, blieb der erwartete Skandal aus. Stattdessen ließ der Künstler damals einen opulenten Bilderreigen vom Stapel. Im Gespräch ging er auf sein Idealbild einer Opernaufführung ein.
Das zentrale Moment seiner Inszenierung in Bayreuth war die Einführung einer Drehbühne. Dieses Modell der Präsentation hat er anschließend zu seinem so genannten Animatographen weiterentwickelt. In Deutschland, Island und Namibia hat Christoph Schlingensief diesen Apparat schon zum Einsatz gebracht.
Bei seinem Projekt kommenden Jänner im Burgtheater, genannt „Area 7“ nach einer Slumsiedlung in Namibia, werden gleich fünf solcher Animatographen im Einsatz sein. Videoprojektionen werden auf jedem von ihnen zu sehen sein, aus vier Richtungen projiziert, dazu Videoloops, die zeitgleich auf Monitoren ablaufen, während sich die Drehscheiben permanent bewegen.
Afrika-Filmprojekt
Entstanden sind die Clips in Deutschland, Island und zuletzt in Namibia, wo Schlingensief diesen Oktober erstmals seit acht Jahren wieder einen Film drehte: Im noch ungeschnittenen „The African Twin Towers“ soll es um die deutsche Kolonialschuld, um den 11. September und um die Mythologie des Heiligen Grals gehen. Bei den Dreharbeiten vertraute Christoph Schlingensief wieder auf sein bewährtes Prinzip des kontrollierten Chaos.
Das Ende der gestrigen Veranstaltung bildete eine kleine Präsentation der jüngsten Fotoarbeiten und Kürzestvideoclips. Ein in alle Richtungen offener Bilderreigen, eine Einstimmung auf das nächstjährige Projekt an der Burg.