Operndorf Afrika: Zwischenstand der Dinge – Zwischenstand der Kunst. Podiumsgespräch mit Aino Laberenz, John Bock, Dr. Harald Falckenberg und Matthias Lilienthal. Moderation: Wolfgang Höbel.
Seit 2008 arbeitete Christoph Schlingensief an der Idee für das OPERNDORF AFRIKA, das er als kulturelle Begegnungs- und Experimentierstätte verstand. Es war klar, dass das so eine Sache ist mit dem allgemeinen Verständnis für ein Projekt, das die obligatorische Wahrnehmung von Wissens- und Kulturtransfer von einer Ersten in eine mutmaßlich Dritte Welt in allen Belangen auf den Kopf stellt. „Von Afrika lernen“ und „Macht mit unserem Geld, was ihr wollt“ sind Losungen, die er dem Bau des OPERNDORFs vorangestellt hat.
Am 8. Februar 2010 wurde in Burkina Faso der Grundstein für das OPERNDORF gelegt. Im Oktober 2011 wurde eine Grundschule eröffnet, die neben den regulären Unterrichtsfächern Film-, Kunst- und Musikklassen anbietet, in denen die Kinder lernen können, sich künstlerisch auszudrücken und ihr Leben auch im übertragenen Sinne aktiv zu gestalten.
Zwischen 2008 und 2011 hat die Wirklichkeit so handgreiflich und nachhaltig Einzug ins OPERNDORF gehalten. Vom puren Pathos und missionarischen Eifer, die westlichem Engagement in Afrika gerne anhaften, ist hier nichts zu spüren. Im OPERNDORF geht es um die Entkernung unseres Kulturkomplexes, wie wir ihn hegen und pflegen. Wagners Kunstwerk ist noch nicht gesamt genug, Beuys Kunstbegriff muss erst noch erweitert werden – in der Werkstatt Afrika! Es geht um die Rückgewinnung unserer Autonomie dadurch, dass wir andere machen lassen.
„Keine unmögliche Idee, die nur um des Profites wegen entstehen soll, sondern die Idee, Afrika offiziell zu beklauen und dazu den eigenen Körper als Informationsträger mitzunehmen und einzusetzen. Kein goethereisender Kunstschnösel, der den Afros mal zeigt, was deutsche Kultur so alles kann, sondern ein blasses europäisches Blatt, das sich zur weiteren Belichtung nach Afrika begibt.“ (Christoph Schlingensief)
„Von Afrika lernen“ heißt, unseren Kunst- oder Opernbegriff vom Sockel der Meisterleistung auf Normalniveau zu befördern. Diese Oper fängt schon in der Schule an. Im Gästehaus, in der Kantine, auf dem Sportplatz, den Ackerflächen, in der Krankenstation, in den Proberäumen, die jetzt im OPERNDORF gebaut werden sollen und für die weiter Spenden benötigt werden.
Seit Schlingensiefs Tod im August 2010 wird das Projekt von seiner Ehefrau Aino Laberenz fortgeführt. Sie wird dabei von einem deutschen und einem burkinischen Beirat organisatorisch und inhaltlich unterstützt. Dem Beirat in Burkina kommt dabei eine wesentliche Rolle zu. Im Sinne des zentralen Projektanliegens, wonach das OPERNDORF mehr und mehr in die Souveränität der Menschen vor Ort übergehen soll, entwickeln seine Mitglieder Ideen und Programme für das künstlerische Leben im Dorf.
„Christoph mochte das Bild eines Schneckenhauses, das sich nach und nach ausbreitet, mit einem Festspielhaus als Mittelpunkt – wie ein Organismus, der anwächst. An diesem Organismus wollen wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort weiterbauen.“ (Aino Laberenz)
Schlingensiefs Arbeiten waren von jeher darauf angelegt, der Wirklichkeit die Inszenierung auszutreiben und den Künsten Leben einzuhauchen. Das OPERNDORF AFRIKA geht noch weiter. Über Schlingensiefs Leben hinaus müssen wir uns nicht darauf beschränken, seinen Nachlass zu verwalten und Retrospektiven zu besuchen. Wir sind aufgerufen, seine Kunst am Leben fortzusetzen. Die Menschen im und um das OPERNDORF haben damit schon begonnen.
© Festspielhaus Afrika gGmbH/Pressearbeit
Weitere Informationen zum OPERNDORF AFRIKA unter www.operndorf-afrika.com.
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