Die Witwe Christoph Schlingensiefs, Aino Laberenz, über die Schwierigkeit, einen riesigen Nachlass in eine schlüssige Ausstellung zu bringen, die Dynamik ihres verstorbenen Mannes und die Entwicklung der Nachwuchskünstler im Operndorf in Burkina Faso
Christoph Schlingensief war Berufs-Provokateur und radikales Enfant Terrible der Film-, Theater-, Opern- und Politkunst-Szene. Drei Jahre nach seinem Tod zeigen die Berliner „Kunst-Werke“ nun die erste Gesamtschau über sein vielseitiges Schaffen. Selbst seine Witwe Aino Laberenz entdeckt immer neue Facetten.
Er war ein aufmüpfiges Multitalent – und sein Werk hält immer noch Überraschungen bereit. Nun lässt eine Ausstellung in den Berliner „Kunst-Werken“ in der Auguststraße die radikalen und immer wieder provozierenden Arbeiten von Christoph Schlingensief drei Jahre nach seinem Tod noch einmal lebendig werden.
Schlingensiefs Witwe, die Bühnen- und Kostümbildnerin Aino Laberenz, hat als künstlerische Beraterin mit den Kuratoren Klaus Biesenbach, Anna-Catherina Gebbers und Susanne Pfeffer zusammen gearbeitet.
Die Kunst, der Künstler
Die Gesamtschau wolle vor allem die Spannbreite, das Facettenreiche, im Werk Schlingensiefs zeigen, sagte Laberenz am Freitag im rbb – und dazu den Werdegang des Künstlers. „Wir versuchen eine Grätsche – man kann in die Arbeit eintreten, aber auch etwas über den Künstler erfahren“, hob sie hervor. Das Werk zeige, in wie vielen Bereichen sich der Künstler immer wieder auf die Suche gemacht habe. „Man sieht, dass Christoph die ganze Zeit in Bewegung war“. Was ihre persönlichen Lieblingswerke sind, wollte Laberenz nicht verraten.
Die Bühnen- und Kostümbildnerin Laberenz verwaltet nicht nur den Nachlass ihres verstorbenen Mannes. Sie hat auch Bücher über ihn herausgegeben, eine noch von ihm selbst geplante Ausstellung im Biennale-Pavillon in Venedig vollendet – und sie betreut das Operndorf in Burkina Faso im westlichen Afrika.
Kunst und Leben verschmelzen – in Afrika
Dort habe man in den vergangenen drei Jahren eine „Struktur“ aufgebaut, sagte Laberenz dem rbb. Inzwischen gehe die dritte Schulklasse in den Unterricht. Der Kunstbereich wachse – in diesem Jahr habe man beispielsweise einen größeren Workshop im Bereich Fotografie angeboten. „Christophs Vision, dass Kunst und Leben miteinander verschmelzen, findet in Burkina Faso sehr konkret statt.“
Der Austausch zwischen den dortigen Künstlern und denen in Deutschland brauche allerdings noch Zeit. „Das fängt gerade erst an.“
Aus: rbb Radioeins vom 29.11.2013