Wir feiern den 55. Geburtstag von Christoph Schlingensief
Kino International Berlin, 28.10.2015, ab 18 Uhr
Alle Wege führen … nach Oberhausen. Wer den späteren Theaterberserker, Straßenaktivisten, Showmaster, Opernreformator und Dorfgründer – Universalkünstler alles in allem – Christoph Schlingensief bei seinen Wurzeln packen will, der gräbt nicht in Berlin, Burgtheater oder Bayreuth, der gräbt sich durch ins Ruhrgebiet, nach Oberhausen, untertage. Schlingensief hat sich beharrlich als Filmemacher verstanden. Die Filme, die er tatsächlich gemacht hat, nehmen ihren Anfang immer am Ende – am Ende einer Familie (Mutters Maske), am Ende von Nazi-Deutschland (100 Jahre Adolf Hitler), von Neonazi-Deutschland (Terror 2000), am Ende des deutschen Films (Die 120 Tage von Bottrop) oder gleich ganz am Ende des Films als Erzählmethode selbst (The African Twin Towers).
Schlingensief aber wäre nicht Schlingensief, der Widersprecher, der Chaospraktiker, Alltagsforscher und Unsicherheitsfaktor, wenn nicht in jedem seiner Enden gleichzeitig der Appell zum Aufbruch steckte. Überhaupt: Gleichzeitigkeit. Schlingensief’s Utopie ist immer die Gegenwart als denkbar kürzester Moment der Menschheitsgeschichte. Wo kommen wir her? Wo taumeln wir hin? In seinen Arbeiten ist das Hier und Jetzt immer greifbar, bis es uns wieder entgleitet. So hat er sein eigenes Weltkino geschaffen, auf der Leinwand genauso wie auf der Bühne, zumal wenn sie sich filmreif drehte (Der Animatograph).
Die Kunst ist noch lange nicht über seinen Tod hinweg. Zu markant war seine Position am Rand, als dass man ihn einfach abhaken könnte.
Am 24. Oktober wäre Christoph Schlingensief 55 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt das Kino International erstmals in einer Doppelvorstellung zwei seiner Meisterwerke, die unterschiedlicher nicht sein könnten:
EGOMANIA – INSEL OHNE HOFFNUNG (1987) ist ein eigenwilliges Melodram in der Tradition des deutschen Stummfilms à la Murnau, mit Underground-Ikone Udo Kier und der jungen Tilda Swinton in den Hauptrollen.
DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER (1990), wohl DER Schlingensief-Film schlechthin, macht aus dem deutsch-deutschen Einheitsbesäufnis ein Schlachtfest der blutigeren Sorte – und so nimmt auch hier die Geschichte ihren Anfang am Ende.
Flankiert wird die Veranstaltung von einer Installation zu THE AFRICAN TWIN TOWERS (2005) – mit teils unveröffentlichtem Filmmaterial.
Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern kommen dem OPERNDORF AFRIKA zugute.
Weitere Informationen unter http://www.yorck.de
Zum 55′ Geburtstag
SCHLINGENSIEF UNITED
Intensivstation Kino
Wir feiern den 55. Geburtstag von Christoph Schlingensief:
„Egomania“ und „Das deutsche Kettensägenmassaker“ Doppelscreening, zum ersten Mal im KINO INTERNATIONAL BERLIN!
Und damit nicht genug:
zum 10-jährigen Jubiläum würdigen wir auch Christoph Schlingensiefs letztes Filmprojekt „The African Twin Towers“ mit einer installativen Ausstellung von bisher nicht veröffentlichtem Material.
18:00 Opening
„The African Twintowers“-Installation im „Partyraum“ des Kino International.
20:00 Screening 1 „Egomania“ (2K mit en UT)
ca. 22:00 Birthday-Performance Alec Empire
23:00 Screening 2 „Das deutsche Kettensägenmassaker“ (35mm mit en UT)
Der Eintritt von 20,00 Euro kommt zu 75 % Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika zugute – der Rest deckt die Kosten des Kino International. Auch Getränke und Snacks sind nicht frei Haus – pro Bretzel geht jeweils 1 Euro an das Operndorf.
News zur Geburtstagsparty ab Anfang Oktober unter
https://www.facebook.com/SchlingensiefUnited.55.IntensivstationKino