Mit einer Regiearbeit von Christoph Schlingensief startet die Berliner Staatsoper Unter den Linden an ihrem Ausweich-Quartier im Schiller Theater. Die Uraufführung der Oper «Metanoia» von Jens Joneleit wird Generalmusikdirektor Daniel Barenboim am 3. Oktober leiten.
Mit einer Uraufführung und acht Musiktheater-Premieren startet die Berliner Staatsoper ab Oktober in die Saison 2010/2011. Es ist die erste Spielzeit nach dem vorübergehenden Umzug in das Ausweichquartier Schiller-Theater und das erste Programm unter der Leitung des neuen Intendanten Jürgen Flimm. Ab Juli wird das Opernhaus am Boulevard Unter den Linden drei Jahre lang saniert, die Kosten sollen 239 Millionen Euro betragen. Die festliche Wiedereröffnung des Stammhauses ist für Oktober 2013 geplant.
Gleich zum Saisonauftakt in dem jahrelang leerstehenden Theater im Westen der Stadt dirigiert am 3. Oktober Generalmusikdirektor Daniel Barenboim „Metanoia – über das Denken hinaus“, eine Uraufführung des 43 Jahre alten Komponisten Jens Joneleit unter der Regie von Christoph Schlingensief. „Eine Ostbühne küsst eine Westbühne wach“, sagte Flimm zum Umzug. Der langjährige Intendant des Hamburger Thalia Theaters leitet noch bis zum Ende der laufenden Saison die Salzburger Festspiele.
„Wir sind uns mit Jürgen Flimm einig, dass die drei Jahre im Schiller Theater keine Notlösung sind, sondern eine Herausforderung“, sagte Barenboim. Zusammen mit der Mailänder Scala, wo Barenboim die Position des Ersten Gastdirigenten hat, plant die Staatsoper eine Neuproduktion von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ unter Regie des Belgiers Guy Cassiers. Nach den Premieren in Mailand kommen in dieser Saison „Das Rheingold“ (17. Oktober) und „Die Walküre“ (17. April 2011) in Berlin auf die Bühne. In der kommenden Spielzeit kommt dann die Staatsoper als erste zum Zug und schließt den „Ring“ mit „Siegfried“ und „Götterdämmerung“.
Auch mit den anderen Premieren will die Staatsoper sich stärker für modernes Musiktheater öffnen. „Das heißt nicht, dass wir die alten Gefährten aus dem Repertoire vernachlässigen“, betonte Flimm. Zu den Premieren zählen Strawinskys „The Rakes Progress“ mit dem Regisseur Krzysztof Warlikowski und Ingo Metzmacher am Pult, „Wozzeck“ von Alban Berg mit Barenboim und der Regisseurin Andrea Breth, Leonard Bernsteins „Candide“, „Tri Sestri“ von Peter Eötvös und Sasha Waltz‘ Tanzproduktion „Matsukaze“ von Toshio Hosokawa.
Barenboim wird neben einem Konzertzyklus mit der Staatskapelle insgesamt vier Premieren dirigieren sowie als Begleiter eines Liedzyklus auftreten. Flimm betonte, angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage seien Forderungen nach mehr Geld unangebracht. „Wir bekommen ein Haus das für 24 Millionen Euro saniert wurde und ein Sanierung für 260 Millionen Euro. Wir werden mit dem Geld auskommen und sonst müssen wir eben sparen.“
In den Werkstatt, der ehemaligen Studiobühne des Schiller Theaters, ist ein Festival für zeitgenössische Oper geplant. Auf dem Programm stehen auch Lesungen und Konzerte unter anderem mit der Schauspielerin Barbara Sukowa, der Krimi-Autorin Donna Leon und Filmstar Vanessa Redgrave.
dpa