Am Samstag hatte Christoph Schlingensiefs neueste Produktion „Via Intolleranza II“ im Rahmen der Wiener Festwochen Premiere. Er selbst konnte leider nicht dabei sein, am Sonntag erschien Schlingensief dann doch.
Von Gernot Zimmermann
Wie immer bei Christoph Schlingensief handelt es sich auch bei „Via intolleranza II“ um eine höchst lebendige und scheinbar chaotische Performance mit seinen Akteuren, Elementen von Skulptur, Film und Musik.
Die stammt aber nicht, wie der Titel suggerieren könnte ,vom italienischen Musikexperimentator Luigi Nono, sondern von Schlingensiefs Komponist Arno Waschk und den Künstlern aus Burkina Faso, die er nach Europa mitgenommen hat und die er zu Beginn der Aufführung via Skype auch vorstellte.
Eine schonungslose Abrechnung
Da glaubte das Publikum noch er habe es wieder nichts ins Arsenal geschafft, ist doch seine Krebserkrankung allgemein bekannt. Dann tritt Schlingensief aber doch auf, tanzt, erzählt von der Suche nach dem geeigneten Platz für sein in den vorigen Stücken schon geträumtes Opernhaus oder Operndorf in Afrika, wie es jetzt heißt. Und er holt aus zu einer schonungslosen Tirade, bei der er niemanden verschont, am wenigsten sich selbst.
Viel und vieles wird durch den Schlingensief-Kakao gezogen, die verlogen arrogante Afrika-Hilfe und der Kunstbetrieb, Frank Castorf und Festwochen-Intendant Luc Bondy, der schon zu lange im Amt sei.
Schlingensief ist auch am Ende der zweistündigen Performance da und er stellt alles in Frage, auch sich selbst, auch das Projekt des Afrika-Dorfs selbst. Am Ende ruft Schlingensief aber doch zu Spenden auf und lässt den schmerzlichen Konflikt auf der Bühne des Arsenals zurück. Das Publikum, wir, haben damit umzugehen.
Quelle: Kultur aktuell, ORF Ö1, 14.06.2010