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Schlingensief und Immendorff gegen tödliche Nervenkrankheit
Gemeinsames Projekt gegen ALS an der Berliner Volksbühne - Immendorff: Jede niveauvolle Gelegenheit nutzen, um über Krankheit zu sprechen.
Schlingensief und Immendorff im Kampf gegen Nervenkrankheit ALS
Berlin - Der deutsche Theaterprovokateur Christoph Schlingensief und der Maler Jörg Immendorff haben sich für ein gemeinsames Projekt zusammengetan, das auch auf der Bühne die tödliche Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) thematisieren soll, an der Immendorf seit 1998 leidet. Im Prozess wegen Kokainbesitzes gegen Immendorff hatte ein Gutachter im vergangenen Juli gesagt, dass der Künstler bald sterben werde.
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Die ALS-Patientin und Initiatorin von "Kunst & Gemüse, A. Hipler" - Angela Jansen - bei der gestrigen Endprobe an der Volksbühne (Foto: Schnepf) |
"Was ich als Lebensplanung noch habe, ist natürlich meine Familie, dann mein künstlerisches Schaffen soweit die Füße tragen und Propaganda machen für bessere Bedingungen zur Erforschung dieser heimtückischen Krankheit, um ihr besser und früher begegnen zu können", sagte Immendorff im Vorfeld von Schlingensiefs neuem Projekt "Kunst als Gemüse - Theater A.L.S. Krankheit". Daran soll auch ein ALS-Patient mitwirken. Immendorff entwarf das Plakat dazu. Premiere ist am Mittwoch (17.11.) an der Berliner Volksbühne.
Eine der schwerwiegendsten Nervenkrankheiten
Mit dem Verlust der Sprache, der natürlichen Nahrungsaufnahme und aller motorischen Leistungen mit Ausnahme der Augenmotorik gilt die ALS als eine der schwerwiegendsten und bisher nicht heilbaren Erkrankungen der neurologischen Medizin. Bei Immendorff, der einer der wichtigsten zeitgenössischen Maler in Deutschland ist, führte die Krankheitsvariante zu einer fortschreitenden Störung der motorischen Funktion der linken Hand, der Arbeitshand des Künstlers. Im Verlauf weniger Jahre erlebte er einen vollständigen Verlust der Motorik des linken Arms. Mit Beginn des Jahres 2000 kam es auch zu Störungen des rechten Arms.
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Eindruck von den letzten Proben zu "Kunst & Gemüse" (Foto: Schnepf) |
Möglicherweise Defekt im genetischen Bauplan
"Man weiß heute noch immer zu wenig über die Ursachen der Krankheit", sagt Immendorff, der an der Berliner Charité ein Forschungsstipendium dafür geschaffen hat. "Es ist wirklich eine heimtückische Angelegenheit. Man vermutet, dass sich die Krankheit schon jahrelang im Körper vorbereitet, bevor überhaupt die ersten Symptome auftreten." Mögliche Ursache sei ein Defekt im genetischen Bauplan. In Schlingensiefs Theaterankündigung heißt es, die Krankheit treffe überdurchschnittlich häufig "privilegierte Angehörige der Mittelschicht".
Jede niveauvolle Gelegenheit nutzen, um über Krankheit zu sprechen
Das Theaterplakat zum Schlingensief-Projekt soll in der Volksbühne zu Gunsten der Forschung verkauft werden. Vor allem aber will Immendorff die Krankheit noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Am 2. Dezember wird er zusammen mit der Schauspielerin Veronica Ferres im Fernsehen bei Johannes B. Kerner darüber sprechen.
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Gemeinsam gegen die ALS: "Kunst & Gemüse, A. Hipler" (Foto: Schnepf) |
"Ich will jede niveauvolle Gelegenheit nutzen. Alle Bataillone müssen in die Schlacht geworfen werden." Ihn haben auch schon viele Leidensgenossen angerufen, die Rat und Hilfe und oft nur das Gespräch suchen. "Das ist ungeheuer wichtig für isolierte Patienten, die nicht wie ich die Möglichkeit haben, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die sitzen in ihrer Wohnung und verzweifeln, das darf man nicht unterschätzen." (APA/dpa)
Artikel- und Materialübersicht zu Kunst & Gemüse, A. Hipler
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Kunst & Gemüse
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KUNST UND GEMÜSE, A. HIPLER
Präsentiert von der Volksbühne Am Rosa-Luxemburg-Platz
Regie: Hosea Dzingirai, Co-Regie: Park Yung Min, Buch: Angela Jansen
Darsteller: Karin Witt, Maria Baton, Kerstin Grassmann, Katharina Schlothauer, Christiane Tsoureas, Ulrike Bindert, Anna Warnecke, Andrea Erdin, Reami Rosignoli, Peter Müller, Horst Gelonneck, Maximilian von Mayenburg, Christian Roethrich, Arno Waschk und das Schöneberger Schönberg-Orchester e.V. , Mario, Babba, Winnie, Simon und King David
Eine Christoph-Schlingensief- Produktion
Bühne: Thekla von Mülheim, Marc Bausback, Tobias Buser; Kostüm: Aino Laberenz; Video: Monika Böttcher; Videoassistenz: Heike Schnepf; zusätzliche Videos: Meika Dresenkamp, Robert Kummer; Musikalische Leitung: Uwe Altmann; Dramaturgie: Carl Hegemann; Dramaturgische Beratung: Henning Naß; Künstlerische Mitarbeit u. Internetredaktion: Jörg van der Horst; Licht: Torsten König; Ton: Wolfgang Urzendowsky; Regieassistenz: Sophia Simitzis; Kostümassistenz: Anne-Luise Vierling; Webdesign: Patrick Hilss; Inspizienz: Karin Bayer; Regiehospitanz: Sarah Bräuer, Hedi Pottag, Kai Krösche; Betreuung: Nathalie Noell
Mit besonderem Dank an: Dr. Thomas Meyer (Charité Berlin) und Jörg Immendorff
Premiere am 17.11.2004 im Großen Haus der Volksbühne Berlin
Externe Links
- Charité ALS-Seite
- Immendorf-Stipend.
- Schlingensief-ALS
- Volksbühne Berlin
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