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Atta-Kunst
Attaistische Kunst
Objekte von Christoph Schlingensief

Wenn Sie sich für diese Bilder interessieren, kontaktieren Sie bitte die
Galerie Hauser & Wirth, Zürich unter Telefon +41 (0)44 446 80 50 oder unter zurich@hauserwirth.com


Stoffwechsel des Risikos

(Text von Anna-Catharina Gebbers)


Der Kontroll-Freak ist der Sparring-Partner der anarchistischen Ordnung: Christoph Schlingensiefs Tableaus entstehen unter der Beuys'schen Devise, absolute, auskristallisierte Ordnung bedeutet Stillstand und Tod, Chaos hingegen Kreativität, Energie und Leben. Die Bilder von Schlingensief sind Teil eines geordneten Chaos und Produkt eines Bühnen-Metabolismus, dessen Kreislauf-System zwar Prozess-Regeln unterliegt, dessen Lebendigkeit sich jedoch im Zulassen und Verarbeiten von Unvorhersehbarkeiten erweist.

Wie die Tableaus von Yves Klein werden die Arbeiten mit einem "lebenden Pinsel" gemalt. Klein agierte ebenfalls als Regisseur und teilnehmender Künstler seiner Performances. Während Klein sich jedoch vornehm zurücknahm, den Damen zwar galant auf die Leinwände half, sich aber ansonsten nicht beschmutzte, stellt Schlingensief selbst den “lebenden Pinsel³. Wie Bruce Naumann badet Schlingensief das “Art Make-Up³ geradezu aus. Christoph Schlingensief agiert also in bester Tradition: Um das Konzept vom "Artist as Actor" nietzscheanischer Prägung ringen auch die Künstler Beuys und Naumann sowie Performance Art und Minimal Art. Sie stellen den Künstler in den Raum. Sie arbeiten mit der "Verkörperung" von Kunst und Kunst als Einbeziehung und Ausdehnung von jedermann. Sie spielen mit der Idee der institutionalisierten Kunst. Sie zelebrieren das Chaos, während sie den Rezipienten mit Unverständlichkeit, Leere oder Zähigkeit quälen. Sie teilen die produktive, theatrale Geste und sie zerstören die klare Unterscheidung zwischen Agierenden und Publikum. Sie fordern die Zuschauer-Gemeinde zu einem Spiel heraus, bei dem der Künstler sich weigert, derjenige zu sein, der als erster aufgibt.



Performance im Rahmen der Premiere zu BAMBILAND am Burgtheater



Einer Performance beizuwohnen, kann so sein, als ob man Zeuge von jemand anderes Therapiesitzung wäre. Schlingensiefs Inszenierungen realisieren diese eindringliche Darstellung und Offenbarung, in der sich der Künstler in höchstem Maße verwundbar zeigt. Die Unmittelbarkeit macht die Inszenierung unberechenbar, unabschließbar, aufregend und fragil. Die pathetische Körperpräsenz löst Ängste, Irritationen und Abwehrreaktionen aus und übt dadurch einen Sog aus, durch den der Zuschauer die Erfahrung des Risikos schließlich teilt: Nach ausreichend physisch eindringlichen Beschreibungen, beginnt der Zuschauer selbst um sein Leben bangend zu agieren. Kunst, die zum Denken und Fühlen bringt, muss Forderungen stellen ­ und damit manchmal auch eine reale chaotische, bisweilen destruktive Bedrohung darstellen. Schlingensiefs Tableaus sind eine serielle Dokumentation dieser eruptiven Bühnenereignisse, die die Kunst und ihre Parameter auf die Probe stellen.

Beuys zufolge ist Skulptur "eine Kräftekonstellation, die sich aus mehreren Begriffen zusammensetzt, aber hauptsächlich aus den dreien von unbestimmten, chaotischen, ungerichteten Energien und einem kristallinen Formprinzip aus sehr polaren Beziehungen und aus einem vermittelnden Bewegungsprinzip. Und wenn man es überträgt auf den Menschen, ist das psychologisch gar nicht anders als dieser rein emotionelle Wille, der emotionalen ungerichteten Aktionismus betreibt, eine gefühlsmäßig emotionales Bewegungsprinzip, und ein rein formal auskristallisiertes abstraktes Theoretikum" (*).



Performance im Rahmen der Premiere zu BAMBILAND am Burgtheater



Die mögliche Skulptur aus der chaotischen Energie, die diesen Tafeln eingeschrieben ist bleibt dem Anwender überlassen. Zu erwarten ist jedoch, dass er in den Ring steigt und sich dem Kampf mit Chaos und Ordnung stellt.

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(*) Joseph Beuys, zit. n. "Zufall als Prinzip". Kat. hrsg. v. Bernhard Holeczek/Lida v. Mengden. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein: 1992, S. 216.



Ausstellungsansicht Christoph Schlingensief / Carmen Brucic
(No York I-IV) 2003 bei FUTURE7 | sammlung, Berlin




Malereien von Christoph Schlingensief - Übersicht


- "Church of Fear", 2003, FUTURE7
- "Frieden I", 2003, FUTURE7
- "Frieden II", 2003, FUTURE7
- "Frieden III", 2003, FUTURE7
- "Frieden IV" (Für Peter). Keine Abbildung. Privatbesitz
- "Frieden V" (Für Erika), 2003, FUTURE7
- "Frieden VI", 2003, FUTURE7
- "No York I", 2003, FUTURE7
- "No York II", 2003, FUTURE7
- "No York III", 2003, FUTURE7
- "No York IV", 2003, FUTURE7
- "No York V", 2003, Privatsammlung Berlin
- "No York VI", 2003, FUTURE7
- "Parsifal", 2003, FUTURE7
- "Bambi 01" aus der Bambiserie, Wien, 23.02.04
- "Bambi 02" aus der Bambiserie, Wien
- "Bambi 03" aus der Bambiserie, Wien, 24.02.04
- "Bambi 04" aus der Bambiserie, Wien, 09.03.04
- "Bambi 05" aus der Bambiserie, Wien, 18.03.04
- "Buddha Arsch" Zürich, 20.02.04
- "Hört auf I", Wien, 14.12.2003
- "Hört auf II", Wien, 14.12.2003
- "Hört auf III", 14.12.2003
- "Leichentuch"




Weiterführende Links zu Schlingensief und seinen Arbeiten

- Schlingensief Publikationen - Begleitmaterial zu Schlingensiefs Arbeiten
- Über die Filme, das Theater und die Talkshow - Georg Seeßlen

Weitere Informationen

- Kunstforum Portrait



Werkverzeichnis

- "Church of Fear"
- "Frieden I"
- "Frieden II"
- "Frieden III"
- "Frieden IV"
- "Frieden V"
- "Frieden VI"
- "No York I"
- "No York II"
- "No York III"
- "No York IV"
- "No York V"
- "No York VI"
- "Parcifal"
- "Bambi 01"
- "Bambi 02"
- "Bambi 03"
- "Bambi 04"
- "Bambi 05"
- "Buddha Arsch"
- "Hört auf I"
- "Hört auf II"
- "Hört auf III"
- "Leichentuch"