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Christoph Schlingensief: Deutscher Pavillon La Biennale di Venezia 2011
Foto: © Roman Mensing
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Atta-Kunst
Deutscher Pavillon 2011:
Christoph Schlingensief

Der Löwe für den Löwen (Frankfurter Rundschau)

Erstaunlich ist es doch: Der Christoph Schlingensief gewidmete Pavillon bei der Biennale in Venedig wird ausgezeichnet. Gezeigt werden dort Projekte des verstorbenen Regisseurs.

Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sprach vom "Ausnahmekünstler, dessen Verlust wir schmerzhaft spüren und dessen Werk noch lange prägend sein wird". Und auch die Begründung der Jury spricht kurz und klar. Der Goldene Löwe für den besten Länderpavillon bei der Kunstbiennale in Venedig gehe deshalb an Deutschland, heißt es dort, weil das intensive Werk von Christoph Schlingensief eine starke persönliche Vision aufweise. Man könnte das für austauschbare Kuratorenprosa halten, wenn man nicht wüsste, dass das alles stimmt – gerade für den Kirchenraum, den die Kuratorin Susanne Gaensheimer in die Mitte des Pavillons stellen ließ.
Deutscher Pavillon: Christoph Schlingensief
Deutscher Pavillon: Christoph Schlingensief  © Roman Mensing, artdoc.de
Am Samstagmittag nahmen Schlingensiefs Witwe und Kostümbildnerin Aino Laberenz und die Kuratorin (und Frankfurter Chefin des Museums für Moderne Kunst) Gaensheimer die Trophäe entgegen. Laberenz zeigte auf den Löwen und sagte: "Das ist Christoph", während die Kuratorin sich freute, dass das internationale Publikum das Werk Christoph Schlingensiefs schätze. Darum ging es Gaensheimer vor allem: Das Werk des im August 2010 verstorbenen Schlingensief aus dem Theaterbetrieb herauszuoperieren und zu schauen, wie es posthum im Schoße der Bildenden Kunst gedeihe. Die Jury lobte ausdrücklich die kuratorische Leistung von Susanne Gaensheimer. Eine Seltenheit.

Gaensheimer folgt Kittelmann

Die zentrale Installation des Pavillons stammt zwar aus einer Theaterinszenierug, "Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir". Aber man sieht in Venedig viel mehr als eine Bühnen-Reliquie. Gaensheimer hat die Balance zwischen Theater und Kunstinszenierung elegant und doch zwingend hinbekommen, mit Hilfe der Witwe Laberenz und des Dramaturgen Carl Hegemann. Und doch ist dieser Preis erstaunlich, zehn Jahre nach der Auszeichnung 2001, als Kurator Udo Kittelmann (Gaensheimers Vorgänger im MMK Frankfurt) mit Gregor Schneider den Kunstlöwen zum letzten Mal nach Deutschland holte.

Internationale Reaktionen gab es am Sonntag noch wenige. Man konnte sich aber letzte Woche schon wundern, wie etwa die Neue Zürcher Zeitung die Bewertung "interessiert dem deutschen Feuilleton" überließ, während Le Monde es selbst versuchte und prompt scheiterte: Christoph Schlingensief schreie seinen Hass auf die Kirche in die Welt hinaus – kompletter kann man nicht irren.
Deutscher Pavillon: Christoph Schlingensief
Deutscher Pavillon: Christoph Schlingensief  © Roman Mensing, artdoc.de
Gleich nach Schlingensiefs Nominierung für den Pavillon wurde Kritik laut. Und auch jetzt hörte man unter Deutschsprachigen nichts so oft wie das Bedenken, dass man Schlingensief außerhalb Deutschlands kaum verstehe. Es scheint nun fast, dass diese Zweifel noch deutscher sind als Schlingensief selbst. Die Jury jedenfalls stammt aus Ägypten, Frankreich, China und den USA.

Ebenfalls am Wochenende vergeben wurde auch der Goldene Löwe für den besten Künstler: Christian Marclay (USA) wurde für sein Werk "The Clock" geehrt. Den Silbernen Löwen als bester Nachwuchskünstler erhielt Haroon Mirza aus Großbritannien.

Autor: Tobi Müller, Frankfurter Rundschau vom 5.6.2011



Materialübersicht zur Biennale di Venezia 2011

- GALERIE PRESSEBILDER - Fotos der Installation im Deutschen Pavillon
- TOT IN VENEDIG - Der SPIEGEL Nr. 22/2011
- DER LÖWE FÜR DEN LÖWEN - Frankfurter Rundschau vom 5.6.2011
- SCHLINGENSIEFS SAKRALE KULISSE - Berliner Morgenpost, 1.6.2011
- REQUIEM FÜR SCHLINGENSIEF - RP Online vom 4.6.2011
- SUSANNE GAENSHEIMER IM INTERVIEW - art - Das Kunstmagazin vom 1.6.2011
- "ES WAR DIE ERSCHÜTTERNDSTE ARBEIT" - Der Standard vom 6.6.2011
 ERINNERUNGEN VON WEGGEFÄHRTEN - Deutschlandradio-Kritik zum Katalog
 MAUSOLEUM ODER MONUMENT? - Deutschlandfunk Kultur heute, 2.6.2011
 VERNISSAGE TV - Christoph Schlingensief. Deutscher Pavillon (28 MB)
 3SAT KULTURZEIT - 3sat Kulturzeit vom 6.6.2011 (40 MB)
 ZDF HEUTE JOURNAL - ZDF Heute Journal vom 4.6.2011 (29 MB)
 DEUTSCHE WELLE TV - Deutsche Welle TV vom 4.6.2011 (5 MB)
 DW KULTUR.21 - DW-TV Kultur.21 vom 4.6.2011 (26 MB)
 DEUTSCHER PAVILLON - BiennaleChannel vom 4.6.2011 (21 MB)
 ZDF NACHTSTUDIO - ZDF Nachstudio zur Biennale vom 6.6.2011 (95 MB)

Projekt-Dossier

- Übersicht


Bildergalerien

- Bildergalerie Pavillon


Pressespiegel

- Tot in Venedig
   (SPIEGEL)
- Der Löwe für den
   Löwen
(FR)
- Sakrale Kulisse in
   Venedig
(Morgenpost)
- Requiem für
   Schlingensief
(rp)
- Susanne Gaensheimer
   im Interview
(art)
- "Es war die erschüt-
   terndste Arbeit"

   (Der Standard)
 Mausoleum oder
   Monument?
(DLF)
 Erinnerungen von
   Weggefährten
(DRK)


Videos

 Vernissage TV
   (Video, 28 MB)
 3Sat Kulturzeit
   (Video, 40 MB)
 ZDF Heute Journal
   (Video, 29 MB)
 Deutsche Welle TV
   (Video, 5 MB)
 DW-TV Kultur.21
   (Video, 26 MB)
 Deutscher Pavillon
   BiennaleChannel

   (Video, 21 MB)
 ZDF Nachtstudio
   (Video, 95 MB)


Externe Links

- Deutscher Pavillon
- Biennale di Venezia
- Operndorf Afrika