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Götter im märkischen Wald
Aktionskunst. Premiere für Schlingensief-Projekt zur Mythengeschichte.
Sächsische Zeitung, 22.8.2005
Steffi Prutean Aktionskünstler Christoph Schlingensief will sicher gehen: Die Zuschauer sollen wissen, was sie erwartet. Deshalb erläutert der Regisseur zu Beginn seiner Theaterinstallation „Der Animatograph Odins Parsipark“ am Wochenende in Neuhardenberg (Brandenburg) dem meist aus Berlin angereisten Publikum sein Konzept per Megafon und lässt Lagepläne verteilen. „Entschuldigen Sie, dass wir hier kein Theater machen“, stimmt der Mittvierziger die Besucher ein.
Für diese Station seines Langzeitprojekts zur Mythengeschichte wählte Schlingensief ein ehemaliges Militärcamp auf dem riesigen Flugplatzgelände des Ortes. Busse bringen die Zuschauer dorthin. Im Frühjahr 1945 tobte auf den nahen Seelower Höhen eine der letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Tausende Soldaten verloren ihr Leben.
Ein Bogen nach Afrika
Der Künstler entwickelte auf der Suche nach dem modernen Mythos die Idee eines so genannten Animatographen und erarbeitete den zweiten Teil im Mai auf Island. Schlingensief verpflanzte einen Vogel Strauß in die eisige Landschaft, um einen Bogen zu Afrika zu schlagen. Dort soll die Installation im Oktober weitergehen, ehe sie die Wiener Burg erreicht. „Der Animatograph ist wie ein lebender Organismus, auf dem der Zuschauer mit mir herumfährt, lebt und selber zu seinem Bestandteil wird“, sagt der Künstler, der Oper, Theater, Film und Aktionskunst vernetzt.
Der Parsipark muss erwandert werden. An der ersten Station mischt sich der Ruf eines Muezzins mit dem Schreien von Schweinen im dunklen Wald. Schlingensief hat die Bauten des Camps zu begehbaren Bühnenräumen gemacht. Drinnen, wo Farbe von der Decke blättert und sich Schutt auf dem Boden häuft, laufen Filme, Videos, sind die Wände mit Botschaften bemalt. Die Besucher besteigen Drehbühnen und werden so selbst Teil der Installation. Wagner-Musik erklingt.
Hitler spielt Mundharmonika
In den sechs Neuhardenberger Aktionen spannt sich ein Bogen vom Kampf der Götter zur Götterdämmerung. „Alle Götter sind verwandt“, sagt Schlingensief, der auch die Figur einer isländischen Präsidentin nach Brandenburg bringt: Eine kleine Frau mit blonder Perücke fährt mit einem roten Plastikauto eine Schräge hinab.
Unweit davon baut ein Schauspieler als Wissenschaftler Wernher von Braun an einer V-2-Rakete. Ein Hitler kommt Mundharmonika spielend aus dem Gebüsch. Der Strauß sitzt auf einem Fluchtauto, darin liegt ein toter Hase im Aquarium – der Hasenfisch, wie Schlingensief ihn nennt.
Materialübersicht zum Animatograph Odins Parsipark
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Parsipark Dossier
- Programmheft zum Parsipark (PDF)
- Interview von Gerhard Ahrens
- Anleitung zum Selbstritual
- Pressemitteilung
- Vorabbericht
- Muezzin: Die Feigenbäume (PDF)
- Pressemitteilung der NASA (PDF)
- Parsipark Plakat (PDF)
- Animatographie als demokratische Projektion (PDF)
- Pressemappe: hochaufgelöstes Bildmaterial (ZIP)
Bilderstrecken
- Die Premiere
- Dreharbeiten zu Odins Parsipark
- Planskizzen
Pressestimmen
- Salzburger Nachr.
- Frankfurter R. (PDF)
- FAZ (PDF)
- Berliner Ztg. (PDF)
- Tageszeitung (PDF)
- Die Welt (PDF)
- Der Standard (DOC)
- Süddeutsche (PDF)
- Tagesspiegel (PDF)
- Sächsische Ztg. (PDF)
- Berliner Mopo (PDF)
- Märkische Allg. (PDF)
- Radiokritik DLF, WDR, RBB (MP3)
Verwandte Projekte
- Animatograph Island Edition
- Animatograph Afrika Edition
Externe Links
- Stiftung Schloss Neuhardenberg
- tba-21 Homepage
DER ANIMATOGRAPH – ODINS PARSIPARK
Kampf der Götter – Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Deutschland-Edition – »Midgard -> Ragnarök / Götterdämmerung«
Erste ur-animatographische Installation mit sechs Aktionen
Stiftung Schloss Neuhardenberg
19., 20., 21., 26., 27., 28. August 2005
Regie: Christoph Schlingensief
Bühne: Tobias Buser; Aufbau, Technik: Udo Havekost, Harry Johansson;
Kostüme, Fotos: Aino Laberenz;
Requisite: Markus M. Thormann;
Video: Meika Dresenkamp, Kathrin Krottenthaler;
Dramaturgie: Jörg van der Horst;
Regieassistenz: Hedwig Pottag;
Kostümassistenz: Lisa Kentner;
Internet: Jens Gerstenecker;
Künstlerische Beratung: Henning Nass;
Produktionsleitung: Celina Nicolay
Darsteller: Björn Thors, Sachiko Hara, Klaus Beyer, Karin Witt, Horst Gelloneck, Maria Baton, Helga von Paczenski, Achim von Paczenski, Andrea Erdin, Jürgen Drenhaus
Und erstmals, als Wernher von Braun: Markus M. Thormann
Technik: Matthias Warias;
Ton: Jens Voigtländer;
Video-Technik: Jens Crull;
Beleuchter: Hans Wiedemann;
Licht: Voxi Baerenklau
Produktion: Kristjan Schmitt; Produzent: Martin Siebert;
Technische Leitung:Thomas Schröder;
Hospitant: Johannes Maxim Zarnikow;
Produktionsfahrerin: Julia Egloff;
Betreuer Horst: Rainer Lembke, Björn Drese
Eine Produktion der Stiftung Schloß Neuhardenberg und von Christoph Schlingensief in Zusammenarbeit mit Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Vienna |
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