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18 HÖRSPIELE IN EINER SEKUNDE
Hörspiel von heute. Hörspiel für alle. Hörspiel von allen.
Liebe Hörspielfreunde!
Mein Name ist John de Winter und ich stelle Ihnen heute den Beruf des Geräuschemachers vor, den ich selbst seit inzwischen 32 Jahren für Funk und Film ausübe. Kein Film kommt ohne Geräuschemacher aus. Oft sind die Originaltöne einer Film- oder Hörproduktion unbrauchbar, gestört oder müssen aus dramaturgischen Gründen aufgepeppt werden. Der Geräuschemacher verfügt in der Regel über ein eigenes Studio mit einem ganzen Arsenal an Requisiten, das ihm erlaubt, alle möglichen Geräusche vom einfachen Türenklappen bis hin zur Massenkarambolage zu simulieren. Ein Mann namens Jack Foley, Tonmeister der Universal Studios, entwickelte das System, mit dem Geräusche einem Film nach Drehschluß hinzugefügt werden können. Ihm zu Ehren heißt der Geräuschemacher in Amerika heute "Foley Artist".
In meinem eigenen Geräuscheffekte-Studio gibt es eine Unmenge von Gegenständen: Tabletts, Teller, leere Flaschen, Besteck, Becher, Korken, Kettchen, Kinderrasseln, Quietsche-Entchen, Türklinken, Schlösser, Ketten. Ein wahrer akustischer Flohmarkt. Für eine Frau bleibt da kaum noch Zeit. Ganz wichtig für die Erzeugung von Geräuschen ist, wie bei einem Musikinstrument, der Resonanzboden. Dafür dient eine große Arbeitsplatte, auf der viele Geräusche hergestellt werden. Hören Sie, wie ich stampfe? - - - Hören Sie das? - - - Ein ganz wichtiger Aufgabenbereich der Geräuschemacher ist die Erzeugung von Schritten. Hierfür stehen in meinem Sound-Effekt-Studio diverse Untergründe zur Verfügung, um jederzeit Steinboden, Holzboden oder Kiesboden nachmachen zu können. Ich simuliere jetzt mal einen gemächlichen Gang über einen Holzboden. - - - Hören Sie das? - - - Auch die Schuhe sind speziell präpariert, teilweise mit Metallplättchen versehen, teilweise mit Lassoband umwickelt, damit ein Geräuschemacher auch in Männerschuhen das Klacken hoher Absätze von Frauenschuhen imitieren kann. Ich gehe jetzt mal wie eine rassige Blondine in Stöckelschuhen. - - - Also das ist ganz leicht… - - - Um Wasser nachzuahmen benötigt man ein steinernes Waschbecken und einen Wasseranschluß im Studio. Porzellan- oder Edelstahlbecken erzeugen ein zu starkes Eigengeräusch, Stein hingegen hat fast keine Resonanz, übrig bleibt das reine, saubere Geräusch des Wasser, welches man dann je nach Bedarf, nach Gartenschlauch, Ruderbootplätschern oder auch schon mal Regen klingen lassen kann. Jeder Geräuschemacher hat seine eigenen, streng geheim gehaltenen Methoden der Geräuscherzeugung.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier Betriebsgeheimnisse ausplaudere, gebe ich Ihnen mal ein paar Beispiele:
1) Für die verschiedensten Effekte benötigt man ein dünnes Alublech (A3), Reis oder Erbsen, die auf das Blech, Papier oder die Folie rieseln, erzeugen Regenprasseln.
2) Zellophanfolie (Geschenk/Blumenbedarf) erzeugt zusammengeknüllt loderndes Feuerknistern oder Brutzeln von Fett in einer Pfanne!
3) Ein langes Plastiklineal, auf eine leere Zigarrenkiste oder leere Videoplastikbox geschlagen, erzeugt einen Pistolenschuß.
4) Ein Besen über eine mit Plastikfolie bespannte Platte gestrichen erzeugt den Effekt von Autoreifen, die durch eine Pfütze fahren.
5) Eine Gabel und etwas Stroh erzeugen das Geräusch von Macheten, die sich einen Weg durch den Urwald schlagen.
6) Zwei Gabeln, aneinandergeschlagen, können bereits in einem Mantel-&-Degen-Film zum Einsatz kommen.
7) Ein kleines Stoffsäckchen gefüllt mit Mehl erzeugt, rhythmisch zusammengedrückt, Schritte im Schnee.
8) Lederhandschuhe, die rasch hin- und herwedeln, klingen wie das Flügelschlagen eines Vogels.
9) 2 Kokosnussschalen (pur oder in Stoff gewickelt) lassen Pferdehufe akustisch real werden.
10) Knarrende Äste im Sturmwind kann man gut mit einem Ledergürtel imitieren, deren Enden man aneinander reibt.
11) Ein Düsenjet kann ganz leicht nachgeahmt werden, indem man ein Blatt Papier unmittelbar vor dem Mikrofon möglichst langsam und kontinuierlich zerreißt.
12) Schritte in trockenem Gras oder Regenwald lassen sich mit altem Tonband gut imitieren.
13) Ein Boxhieb kann durch den Schlag gegen eine Wassermelone erzeugt werden. Alternativ kann auch ein dickes Steak, welches man in der Hand hält, durch einen Fausthieb mit der anderen Hand bearbeitet werden.
14) Brechende Knochen kann man durch Zerbrechen von frischen Karotten, Sellerie oder Bambus nachahmen. Eine Kombination aus separat aufgenommenen Karotten mit anschließendem brechen von Sellerie klingt zusammenmontiert am Besten.
15) Schiebetüren kann man nachahmen, indem man ein gefaltetes Blatt Papier aus einem Umschlag zieht.
16) Lebensmittel wie Pudding oder auch Obst können Matsch, Moor und Schlamm akustisch nachahmen.
17) Grillen kann man mit einem feinen Kamm nachahmen, indem man rhythmisch die Zähne mit dem Daumen entlang streift.
18) Eine glimmende Zigarette kann man nachahmen, indem man mit dem Daumen in Staub oder trockene Erde drückt.
Liebe Zuhörer, das wäre es dann soweit von meiner Seite aus. Viel Lärm um Nichts. So gut ein Geräuschemacher auch immer ist, wichtig ist vor allem Ihre akustische Fantasie!
Materialübersicht zu 18 Hörspiele in einer Sekunde
- Fotogalerie - Eindrücke der Hörspielproduktion im Dezember 2006 |
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18 HÖRSPIELE IN EINER SEKUNDE
Hörspiel von heute. Hörspiel für alle. Hörspiel von allen.
Hörspiel-Dossier
- Produktionsfotos
Mit Corinna Harfouch, Kerstin Grassmann, Helga von Paczensky, Karin Witt, Aino Laberenz, Fabian Hinrichs, Bernhard Schütz, Joachim Tomaschewsky, Klaus Beyer, Michael Binder, Horst Gellonek, Norbert Losch, Peter Müller, Norbert Müller, Achim von Paczensky u.v.a.
Regie: Christoph Schlingensief
Ton: Uwe Altmann
Dramaturgie: Jörg van der Horst
Dramaturgieassistenz: Anna Heesen
Produktionsassistenz: Leonard Schattschneider sowie Studenten der HBK Braunschweig: Yingmei Duan, Dorothea von Stillfried, Stefan Kalle Karl
Produktionsleitung: Nicole Konstantinou
Eine Auftragsproduktion des WDR Köln
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