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AREA 7 Matth�usexpedition mit Christoph Schlingensief
Pressespiegel zu Schlingensiefs Matth�usexpedition
- Schlingensief at Burgtheater Wien - Artikel aus dem ARTFORUM 05/2006 |
- Blubbernde Animatographen - S�ddeutsche Zeitung vom 24. Januar 2006 |
- Gro�meister des Haufenbildens - Frankfurter Rundschau, 22. Januar 2006 |
- Schlingensiefs Kampf gegen billige Schubladen - Salzb. Nachr., 21.01.2006 |
- Stau vor dem heiligen �Urklo� - Salzburger Nachrichten, 21. Januar 2006 |
- Frequently Asked Questions - FALTER 04/2006, 25. J�nner 2006 |
- Unterwegs im Ich - Die ZEIT Nr. 5 vom 26. Januar 2006 |
- Auf der rotierenden Mythenm�llhalde - Die Welt, 20. Januar 2006 |
- Parsifal auf Prater-Tour - Frankfurter Allgemeine vom 20. Januar 2006 |
- Heiliges Chaos im Hasenstall - Wiener Zeitung vom 20. J�nner 2006 |
- �Alles neu ertasten, wie ein gescheiterter Gott� - DIE ZEIT Nr. 4, 19.01.2006 |
- Bedeutungsbohrer unter dem Jelinek-Mond - Der Standard, 20.01.2006 |
- Der letzte K�nstler - FALTER 03/2006 vom 18. J�nner 2006 |
- Kunst-Jahrmarkt als Theater-Abend - Tiroler Zeitung, 17. Januar 2006 |
- "Ich bin nicht der gro�e Gralssucher" - APA, 16. Januar 2006 |
- Wenn sich alles dreht - Die B�hne, Ausgabe Januar 2006 |
- Kein Stein auf dem anderen - NEWS Magazin vom 15. Januar 2006 |
- "Gute Gedanken sind wie Zelte" - FORMAT Magazin vom 15. Januar 2006 |
- "Ein ganz gro�es Ja zum Leben" - Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2006 |
- Exzessiver Seelenschreiber - Die Presse vom 13. Januar 2006 |
- Wachsender Mythenpark, immer auf Halde - Der Standard, 12. Januar 2006 |
- Und ab ins Urklo - Berliner Zeitung vom 24. Januar 2006 |
- Die globale �dipalpassion - Der Standard vom 12. Januar 2006 |
- Gehirnlabyrinth und Lebensb�hnen - Vorabbericht, Der Standard, 16.12.2005 |
Christoph Schlingensief: Area 7 Projekterkl�rung
Dieser Abend kann nur bestehen, wenn man sich selber rausnimmt, und sagt: Ich fasse etwas zusammen. Ich versuche noch mal zu rekapitulieren, was das eigentlich ist. Dann passieren neue Dinge. Das hei�t, wir m�ssen auf das vertrauen, was schon da war, m�ssen sagen: Das ist der Anfang dieses Gedankens gewesen. Der geht dort weiter.
Ich habe nun noch einmal versucht, mich zu erinnern, was dieser Ort hier vorne, die Drehb�hne im Zuschauerraum eigentlich ist: die Geburtsstunde des Animatographen. Es ist aber auch dieses Island-Ding, das ist Asgard, G�tterwelt. Gott kann nicht sterben, das ist sein Problem, deshalb m�ssen wir Menschen ran, deshalb sind wir Menschen aber auch m�chtiger als Gott.
Die Asgard-Situation ist die gewesen, da� in Island G�tter deshalb noch existieren, weil die Edda als Vorlage dort schockgefrostet wurde. Sie konnte dort �berleben, weil sie nicht unseren Hitzegraden ausgesetzt war, und weil sie nicht gleich zum Gebrauchsgegenstand gemacht wurde. Dieser Teil, wo die G�tter entstehen - da w�rde ich den B�hnenaufbau so machen wie in Island. Dann werden wir da noch so neue K�stchen haben, die fast aussehen wie Schaufenster... Hier wird irgendeiner schon liegen, und wie in "Kunst und Gem�se" vor sich hin sterben. Dazu habe ich ein tolles Bild in einem indischen Buch gefunden, von einem Fakir in ausgestopften Klamotten... Auf der Drehb�hne, oder im Zuschauerraum soll einer so daliegen! Der Zuschauer mu� gar nicht gleich begreifen, da� diese erste Station die G�tterwelt ist, es muss dort einfach brodeln, da sind vielleicht Geysire, Erdspalten, da gibt es Bewegung, da teilt sich etwas. Da sind auch Projektionen.
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Installationsansicht Area 7 - Matth�usexpedition, Burgtheater Wien |
Dieser zweite Ort wird der sein, an dem wir bauen. Die Dramaturgie des Abends wird also die sein, da� Leute kommen, eine kleine Einf�hrung bekommen - vielleicht schon vor dem Haus. In dem ersten Teil leben die G�tter - dazu gibt es noch ein anderes sch�nes Bild von einer indischen Familie. Das sind einfach unheimlich m�chtige stabile Menschen. Die stehen einfach auf der Drehb�hne, fahren da im Kreis, haben Text oder keinen Text, das werden wir alles ausprobieren im gro�en Haus... Der Abend beginnt also mit der Energie dieser Leute. Einer geht schlie�lich los und beginnt hier (zweiter Ort) etwas zu bauen. Der geht wieder zur�ck, ein anderer kommt, und so weiter. Langsam baut sich eine Zeltstadt auf mit verschiedenen Gebieten: hier vorne der Vorhang und die Telefonzelle. In diesem ganzen Bereich k�nnten wir den Lebenskontext von Beuys wie eine Landkarte darstellen. 1977 hat er diese "Freie internationale Hochschule f�r interdisziplin�re Forschung" gegr�ndet. Hier auf dem Foto sieht man, der hatte dort auch so ein Zelt mit L�chern als Fenster reingeschnitten. Dann stehen da so ein paar Stangen rum und eine Tafel - das war diese Universit�t!
Dieser Zeltbau wird so begr�ndet: Hier unten ist die Absturzstelle. Kontaktaufnahme durch Absturz. Da ist jemand runtergeknallt, telefoniert vielleicht geistig, denkt, er w�re 12 Tage da gewesen, es sind aber nur 24 Stunden gewesen. Daneben dieses H�ttchen, das ist der Friedhof von Franz Laurin, der mit Beuys abgest�rzt ist. Der wurde von ihm nur noch als Matsche beschrieben, ein paar Knochensplitter lagen da rum... Wenn wir dieses Friedhofsareal betreten, tun wir das f�r Hans Laurin, legen einen Kranz nieder, beten vielleicht, sortieren seine Kn�chelchen, sehen die Zukunft darin... Beuys und Laurin sind im Krieg gemeinsam geflogen, haben Bomben abgeworfen, Russen abgeknallt. Das ist interessant, weil es bei Beuys sonst nie vorkommt, da� dieser Typ vier Jahre lang gemetzelt hat. Der hat wahrscheinlich zig Leuten den Kopf weggeschossen. Dann st�rzt er runter, ist bewu�tlos, wacht schlie�lich bei irgendwelchen Schamanen auf. Er selbst meint, er w�re dort 10 - 12 Tage gewesen, er hat da Fett und Filz auf die Wunden gekriegt, damit die besser verheilen. Der Kranken bericht aus dem Lazarett, in das er dann eingeliefert wurde, sagt aber, da� er nur 24 Stunden dort gewesen sein kann, weil er 24 Stunden nach dem Absturz schon eingeliefert worden ist. Jetzt entstehen Mythen...
Der Raum hinter dem Absturz k�nnte das Lazarett sein, mit viel "Aua, Aua", Diagnosen werden gestellt usw. Links daneben der Beuys-Kopf, der auf einer Drehb�hne immer im Kreis f�hrt. Das ist das Beuys/F�hrer-Denkmal, wo Beuys eine Selbstkastration durchf�hrt. Die Mythen, die er vorher aufgebaut hat, indem er z.B. im Lazarett seine Fu�n�gel verfilmt hat... Hier kastriert er sich selbst wie Klingsor. Er hat alles genommen, was er kriegen konnte, das war Fett und Filz - mehr war da nicht! Er hat das den Leuten weggenommen, und hat angefangen, sich selbst �berm�chtig darzustellen. Weil er zur M�rchenbildung neigt, hat er eben solche Geschichten erfunden, hat sein Leben auch weiter als M�rchen gebaut. Dann kommt der Eurasienstab usw. Das geht auch in Gr��enwahnsinn �ber, so wie die Bombardierung und der Beschu� im Auftrag des F�hrers. Selber F�hrer werden, und die soziale Plastik, 1977 die Gr�ndung der freien Hochschule.
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Installationsansicht Area 7 - Matth�usexpedition, Burgtheater Wien |
Diese Beuys-Akademie m��te die Parteischule sein. Die Parteizentrale. Da wird dann auch mit dem Tuch rumgeschleudert, da wird die Farbe verteilt, da wird der Mensch eben frei und kann mitdemokratisieren. Dann ist Beuys den Weg so weitergegangen, die Kriegsgefangenschaft lassen wir mal aus, ein Jahr ist zu wenig, er kam zum K�nstlerverband "Kleve", der hat dann hier den Spazierstock schon. Da hat er die Molkerei-Ausstellung gemacht. Hier ist die Molkerei. Ziege, Heidebl�mchen, Heidekr�uter, Ziegenfett und Honigpumpe - das ist alles hier. Hier dann der Kunstverein, da wird ausgestellt. Da wird sich schon mal getestet. Das alles noch sch�n bei Mama im W�rmefeld. Das davor war das K�ltefeld. Hinten links gibt es dann noch den Abfallraum. Darin werden die Abf�lle seiner Mythen-M�rchen gelagert, das Filzklavier etc. Gleichzeitig bildet das hier vorne auch noch einen Rucksack, der gef�llt ist mit den �berbleibseln aus der Mythenhalle im Affenhaus. Rechts der Eingang. Hier hinten dann der letzte Raum: Die Mythenhalde, das Affenhaus. Das ist der letzte Teil des Weges auf der Hinterb�hne.
Davor war der Beuys-Bereich. Da wird aufgebaut und wieder abgebaut. Der Gedanke w�chst, �brig bleibt das Kriegerdenkmal.
Auf diese Drehb�hne (hinten) kommt man durch das Urklo. Hier bekennt man sich zur eigenen Schei�e. Dort haben wir dann diverse Toilettenspr�che, wie z.B. "Suche Atom zum lecken", "Geiles Elektron sucht Quantensex"... Im Urklo wird die ganze Ebene schon angedeutet, von der dann die Formelwelt nachher �brig bleibt. Wir m�ssen diese Formeln noch entschl�sseln, damit Herr Schirrmacher gl�cklich wird, und wir auch, damit wir keinen Krebs mehr haben usw. Wir m�ssen aber erst noch arbeiten und entschl�sseln, haben nur Formeln an der Backe, w�hrend Gott und Jesus sich f�r das Ganze interessieren.
Auch Beuys hat sich ja distanziert, indem er gesagt hat, die ganze Naturwissenschaft hat keinen Sinn, weil sie sich immer nur um kleine Details k�mmert. Wir brauchen den Blick aufs Ganze...
Dieses Urklo geht dann �ber in eine Dusche, wo die Leute auch durchm�ssen. Da ist es na� und es mufft ein bi�chen. Hier passiert die Reinigung nach der Schei�e. Erstmal Pseudo-Reinigung, ist aber eigentlich nur Pilzinfektion... Dann gleich ins Hotelzimmer von L�deritz, mit dem Bett, einem Fenster, und hier ist der Beethoven, das Zebrafell h�ngt schon, da liegt alte W�sche. Hier ist es klamm, da liegen Reste vom Lunch-Paket rum. Hier ist der Mensch aus dem Urklo kommend, nachdem er sich pseudo-gereinigt hat erstmal sich selbst �berlassen. Am Arsch der Welt, wo die Deutschen losmarschiert sind um die Welt zu erobern. Da ist man schon am Arsch, wenn es losgeht. Hier ist nat�rlich eine Verbindung zum Lazarett. Lazarett kommt von Lazarus. Da sind gleiche Bilder...
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Dann geht es r�ber in die Lodge. Die Lodge ist das Schlachtzentrum, wo das Tier zur Opferung freigegeben wird. Da wird das Zebra gekillt, da wird der Katze eine Augencreme in die Augen geschmiert... "Eine Frau verzehrt in ihrem Leben zwei Kilo Lippenstift" - solche Nachrichten gibt es! "Ein Blutegel hat neun Gehirne"...
In diesem Zentrum sieht man auch Schr�dingers Katze. Der Mensch kommt also auf seinem Weg von der Lodge, wo er die Tiere ermordet hat, zu einer Kiste, darin, sagt die Sagenwelt, gibt es eine Katze. Die kann leben, ist aber vielleicht auch tot. �ffnet der Mensch die Kiste, ist das relativ. Der Mensch ist der, der entscheidet: ist das lebend oder tot? Ist das nicht der Fall, sagt er nach dem ganzen Mythenged�ns: La� die Kiste zu, k�mmere dich nicht um Afrika! Egal ob die leben oder tot sind. Dann ist das egal, dann ist alles noch offen.
Wenn du einmal die Kiste Afrika aufgemacht hast, dann mu� Bob Geldorf gleich durchdrehen mit seiner Gitarre, oder wie wir eine B�hne aufbauen, Wasser hinschleppen und helfen, 10 Pfennig austeilen oder Bonbons...
Schr�dingers Katze ist verbunden mit dem Hasen aus "Parsifal". Der verwesende Hase, aus dem etwas Neues entsteht. Wie ein Gef��, das sich �ffnet, und dann aus der Selbst�ffnung heraus neue Kreaturen rauswirft. Oder Kreaturen, die in dir verborgen sind, die da lauern, und die du im Zaum halten mu�t, und wenn du tot bist, kommen die raus. Also sind hier zwei verschiedene Bewegungen: Einmal rein in die Kiste, einmal raus.
Was Schr�dinger nicht bedacht hat ist, die Katze zu fragen. H�tte er das gemacht, h�tte die Katze gesagt: Ich bin tot oder ich lebe. Die Katze h�tte aber auch selber rausgehen k�nnen um zu sagen: Ich beweise jetzt, da� ich lebe! Die Katze ist drinnen geblieben, also ist sie wohl tot.
So ist das nur meine Beurteilung, aber die Katze ist da gefordert gewesen. So wie ich vom Afrikaner erwarte, da� er heute hier hinkommt und mir sagt, da� er Hunger hat. Wenn er das nicht macht, will ich mit ihm nichts zu tun haben. Soll er da unten bleiben in seiner Kiste - Ich mach sie nicht auf!
Da kommt dann die Leinwand, der Hasenraum. Ich gr�ble hier, ob ich die Kiste aufmachen soll, ich muss die Kreaturen in mir im Zaum halte, muss die W�rmer unter Verschlu� halten. Ich ziehe mich dann hier zur�ck in das Zentrum Kirche, gehe in das Zentrum Disco - also ich leb mich mal aus. Ich bin auf dem Weg zum Schmetterling, oder ich bin auf dem Weg zur Kreuzigung. Auf dem Weg zu Golgatha will ich noch was erleben! Die Kirchensache hier mit La-la-lazarus, wo die lebende Leinwand ruml�uft mit der Decke umh�llt, und von Jesus beschienen wird. Der sagt, ich handle im Auftrag...
Im Auftrag handeln - das ist wieder verbunden mit Beuys und den Tartaren/Schamanen und dem Filz. Aus dem wei�en Stoff von La-la-lazarus wird die Filzdecke von Beuys.
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Er l��t sich den Filz umlegen, und pl�tzlich ist er der Zeuge des Schamanentums, der die �berlebensstrategie von diesen Leuten, die er ja gar nicht kennt, und die er vorher noch beschossen hat.
Dieses Ding euphorisiert (Kirche/Disco). Hier wird gebetet, hier wird LSD genommen.
Da kommt die Sahne, "Mein Gott warum hast du mich verlassen?". Da kommt ein Musical, da kommt Verinnerlichung und Ver�u�erlichung - alles zusammen! Dicke Eier kommen ans Laufen und durch Beuys Selbstkastration wurde ein 24-Stunden-Ei entwickelt. Diese 24 Stunden, die er weg war... Das 24-Stunden-Ei m��te als heiliger Ort irgendwo auf der B�hne st�ndig kochen. Dar�ber steht: Das ist das Hauptrezept, das ist die Forschungsanlage der Zukunft, das 24-Stunden-Ei. Das m�ssen wir irgendwo plazieren, vielleicht auch an mehreren Orten, z. B. Sechs-Minuten-Ei - nein falsch! Neun-Minuten-Ei - Nein falsch! 24 Stunden m�ssen es sein.
Dieser �bermut, diese dicken Eier leben sich aus am 11. September, diesem Ort, an dem wir die Zentripetalkraft eingef�hrt haben. Wo wir den Angelpunkt des Schwerpunktes des Drehpunktes haben, wo wir den Beuys-Satz "Zeig mir deine Wunde" ge�ndert haben in "Zeig mir deine Bremsspur". Inklusive Welterschaffung. Alles mit dem Bewu�tsein, �ber 300.000 Stundenkilometer kommen wir sowieso nicht dr�ber. Das ist Lichtgeschwindigkeit, diese Zeiteinheit steht, da k�nnen wir machen, was wir wollen! Da ist nicht dran zu r�tteln.
Und diese Zeiteinheit ist auch gleichzusetzen mit Schei�e. Das hei�t: Schei�e ist genau so schnell wie Licht, braucht 1,5 Minuten vom Mond bis es hier ist, und 8,5 Minuten von der Sonne. 300000 ist die einzige relative Zeiteinheit der Schei�e. Dieser Wahnsinn der Leute verleitet hier in diesem unab�nderlichen Ring von Schei�e - begonnen im Urklo, und hier nun realisiert, bedeutet, da� der Mensch nun sagen kann, es ist v�llig wurscht, ob ich 11 Leute umgebracht habe oder 11000. Ich kann auch gar keinen umbringen - das ist genau derselbe Zustand, und ob das jetzt f�r 12 Jungfrauen oder 12000 Dollar passiert ist eigentlich auch wurscht. Es ist einfach 300.000 km/h Schei�e! Da habe ich das totale Ausleben, da wird auch vergewaltigt, da geht es richtig ab mit unseren indischen Musikern.
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Man wurde nun vorbereitet, ausgebildet, hat sich bekannt, gereinigt, hat die Relativit�t kennengelernt, hat Auswege gesucht, wie Religion, Vereine usw. Sehr sch�n ist auch ein Buch, in dem erkl�rt wird, wie man die Religionen unterscheidet. Katholizismus ist: Ich wei�, da� ich schuldig bin. Protestantismus ist: Ich bin schuldig, weil ich zuwenig gearbeitet habe. Krishna ist: Ich bin schlecht, schubidubidu...
Nach diesem Weg: Rein in die Infektion! Hier ist der Infektherd, der Infektionsraum. Hier ist das Krankenzimmer - wieder die Verbindung zu Beuys. Das hier ist aber der Punkt, den wir selbst es verschuldet haben. Was Beuys ganz au�er Acht l��t, ist, da� er alles sp�tere nur gemacht hat, weil er hier unten im Schuldbekenntnis gehangen hat. Er ist auf den Acker gegangen- in der Beschreibung von Beuys selbst - weil er mit sich uneins war, er war unertr�glich f�r die Familie...
Da stell ich mir vor: Der K�nstler, weil er so sehr K�nstler ist mit all seinen Bildern. Und dann hei�t es: "Komm mal zu Essen" "Nein, ich hab noch nicht die richtige Farbe gefunden...Den Stift hier muss ich noch anspitzen" Unertr�glich, alle Leute hassen ihn. Dabei ist das einfach nur so ein Typ der denkt: Mein Gott ich habe so viele Leute umgebracht! Ich hab Schmerzen im Kopf, meine Haare sind hier oben weg, verbrannt, ich bin ein Wrack...
Er gibt das aber nicht zu. Er spricht kein einziges Mal von diesem Zustand was das f�r Ihn bedeutet hat im Krieg vier Jahre herumgeflogen zu sein. Das kann das Sch�ne an dem Abend sein kann den Beuys auch immer wieder mal anzuhebeln; nicht da� man in diesen Abend hineingeht und sagt "Ach der Beuys ist ja ein Wahnsinn und wir sind die Klein-Beuysianer, wir haben angefangen und sind jetzt richtig infiziert, sondern das Ansto�en, das Anecken. Deshalb eben hier die Infektion, die hier stattfindet, Aids-Ausbruch oder Dyphtery, und da beginnt der eigene Leidensweg, das eigene Bekenntnis, diese ganzen Bilder noch mal Revue passieren zu lassen das ist das Nahtoderlebnis, so wie das der Karl damals formuliert hat im Parsifal. In diesem Raum beginnt das und hier beginnt auch der Weg in diesem Kreuzweg, und den nehme ich aus der Zeichnung, da� das was das unsere ist, also was man hier vermuten w�rde da� hier unten aus dem Erkenntnisflu� der Baum gespeist wird, das muss man auf den Kopf stellen (wie der Baselitz). Auch da� es die einzige Chance f�r einen Naturwissenschafter ist, eine Sache auf den Kopf zu stellen, wenn er an der Sache dranbleiben will und immer wieder nach vorne rechnen will, da kommt nichts dabei raus. Wenn er aber seine eigene Theorie auf den Kopf stellt, dann kommt er genau in diese kleine Ecke rein, wo er in den Raum vortritt und das ist dann wo so ein komisches schwarzes Loch entsteht. Erst wenn die Bruchstelle entsteht dann geht die Energie so ins Gegenteil �ber, da� ein Zeitloch entsteht und man kann zwischen den Zeiten springen somit ist die Perspektive eine andere. Hier ist der Punkt von hier: Unten ist Mimir, aber es ist eigentlich hier oben, die Weisheit findet hier statt, wird aber als Unterbausatz vorausgesetzt.
Hier ist der Kreuzweg man muss in der Matth�us Passion nachschauen wie oft sich Jesus ge�rgert hat habe da mal einen Mann kennen gelernt der herausgeschrieben hat, es gibt 25x den Takt und sooft diesen Takt, das ist goldene Schnitt als Anordnung in der Matth�us Passion, die ganze Bach-Passion bestand aus der Rechenformel. Da wird auch erw�hnt da� sich Jesus �rgert wenn die Frauen um ihn weinen, er sagt dann zu denen "Was soll denn da�, ich habe die Schei�e gebaut, h�rt doch auf damit, das ist doch peinlich!". Oder wenn ihm Simon das Kreuz abnimmt, das ist auch ein peinlicher Vorgang. Alles ist peinlich! Irm sitzt auf dem Pferd und sagt "Ich kann nicht reiten, ich muss sterben, ich komm hier um." Oder hier bin ich im Wasser und tobe und weine wegen meinem Vater. Klaus entwickelt die Welt neu mit einer Orangenschale im Mund. Hier ist die einzige Chance bevor wir ganz abkacken zu sagen da� hier 12 kleine Orte, meine Andenken und Souvenirs, wo ich mir die Welt erkl�re. Wei� ich noch nicht mit welchen Mini-Formeln oder bl�den Spr�chen die Schr�nke angeschmiert werden. Wir wollen sch�ne Andenken-/Formelk�sten haben.
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Von den Formelk�sten geht es weiter zu Drehb�hne. Da ist das Erl�sungsschiff, "Ich habe mich hier infiziert, ich muss sterben, ich werde nachher auch Zermatscht oder als Mantra enden." Hier ist das Schiff, die Arche, mit den Tierchen. Da kommen auch die Stahlschr�nke mit den Infos hin, alle auf das Schiff. Und dieses Schiff wird - wie in Asgard von G�ttern die Fische - losgelassen. Noah hat auch 2 V�gel losgelassen - Hugin und Munin, die auch in der Edda vorkommen, um einen �lzweig zu bringen und zu sagen "Da ist Land, da k�nnen wir uns niederlassen mit den Stahlschr�nken". Das Schiff/die Arche selbst ist ein fliegender Holl�nder, ein zur Unsterblichkeit verfluchtes Schiff. Der fliegende Holl�nder hat keine Chance, weil er nur Formeln und die Stahlschr�nke hat von den Menschen die sich ausleben wollten. Das sind die einzigen Infoboxen die er sein Leben lang mitschleppen muss, aber das wird nicht zur L�sung f�hren. Das spinnen wir weiter� Unsere Episode ist es - von unten nach oben - mit dem Schiff nach Nepal zu fliegen, dort ist die n�chste Episode, wo die T�cher wehen, aber das ist auch falsch weil das bedeuten w�rde da� es nach vorn denkt.
Also habe ich herumgeknobelt: Was kann es mit dem Schiff noch sein, wo ist das Schiff, wo kommt es her? Was ist aus dem Fisch- als Geheimzeichen in der gef�llten Welt bewegt, auf den Hasen trifft, der Hase als Verdopplungseffekt, er poppt ja gerne - der Hasenfisch poppt den Fisch, Fisch poppt den Hasen usw. somit kommen die Informationen mannigfach auf die Erde wie das Manna - geworden den die G�tter ausgeschickt haben? Kann der Hasenfisch noch gesteigert werden, kann er 9 Gehirne oder 4 Herzen haben? Aber nein, ist auch quatsch weil es auch Chemie und Naturwissenschaft ist. W�re eine Superbombe. Tatsache ist, da� wir 300.000h/km Schei�geschwindigkeit haben und das als Ma�stab. Das kann man aber nicht mehr verdoppeln, es geht nicht weiter.
Also die Tiere und der Hasenfisch auf dem Schiff "unterwegs" sind, sind aber nicht unterwegs sondern geschluckt von der Schlange. Das sieht man hier� Die Schlange ist die, die bei Loki das Erdbeben ausgel�st hat, immer wenn sie was Schlechtes gegessen hat bekam sie Magengrollen� Beschreibung des Universums, da gibt es 4 Elefanten, die tragen das Universum wie bei den Indern. Die Schlange ist eine Figur die sich selbst in den Schwanz bei�t, sie hat alles schon in sich drin. Alles ist im K�rper der Schlange. Die Schlange hat einen Ausgang/Darmtrakt, hier gehen wir rein und da muss es ganz hell sein, und in der Schlange finden wir wie ausges�gt das Aquarium mit dem Hasenfisch. Sie hat aber nicht nur den Hasenfisch verschluckt sondern uns auch. Das Schiff liegt eigentlich nur in dieser Schlange herum, im Zeittunnel/Wurmloch, wo da� alles mit allem in Verbindung steht. Alles ist ein Schlauch und geht in eine Richtung, es ist aber nur relativ weil der Betrachter schon in dem Tunnel wieder steht� Lichtgeschwindigkeit im Raumschiff �ber ihn� Myon-Bakterium das oben im Universum in seiner Welt schon kaputt ist nach 300m; in unserer Welt ist es aber me�bar weil wir in der 8-fachen Verl�ngerung der Zeit leben, von mir aus betrachtet. Das ist alles in der Schlange wir sind in der Schlange. Im Reinigungsding finden wir den Verb�ndeten: den vervielf�ltigenden, poppenden Hasen und den Geheimbotschafter Fisch, die schon eine Einheit geworden sind, bereits von der Schlange geschluckt worden sind wie wir auch. Jetzt muss ich sie nicht mehr aussenden wie die G�tter sondern kann ich mich endlich mit ihnen besch�ftigen: ich brauch mit der Welt nicht mehr in Kontakt treten mich nicht mehr um die G�tter oder Hasen bem�hen, weil ich selbst nicht mehr poppen kann weil mein 24h am Kochen ist. Sondern ich kann ein Bekenntnis ablegen im Licht, das ist wie mit dem Lichttunnel.
Der Lichttunnel f�hrt mich voller Freude weiter in den Affenraum, in die Mythenhalle. Dort sind schon die Tiere von der Arche die unsere Jobs �bernehmen: die Affenbilder (Affe im Hitlerkost�m), der Leguan (bekommt auch noch eine Uniform), auch Regale wo jeder sein Fach hat und die Erkenntnisse des Gesamtbildes dieser Arbeit hineinlegen kann (Zahnb�rste, Fu�n�gel, malt darin oder kotzt hinein�), sein kleiner mythologischer Haushalt, der Affenk�fig in dem er sich verwirklicht, bevor er den Kunstaustritt wagt.
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Installationsansicht Area 7 - Matth�usexpedition, Burgtheater Wien |
Hier kommt er in die Geschichte eines Menschen der uns das alles vorenthalten wollte, indem er sich selbst in die private M�rchenwelt verschworen hat. Wir sehen das "F�hrerdenkmal Beuys" und verlassen es sogar durch dieses Denkmal. Jetzt kehren wir zur�ck mit der Erkenntnis nach Asgard. W�hrend abgebaut wird, das Schiff ist am Drehen ist, eine Leinwand herunter kommt mit einem verwesenden Hasen oder ganz was anderes (irgendein Krickelkrakel) drauf, in diesem Moment wird aus Asgard Helgoland. Helgoland, der Ort wo die Asche von Beuys Leiche vom Schiff verstreut wurde.
Der Schlu� dieses Abends ist also eine stille Beerdigung mit Windger�uschen im Halbdunkel. Hinten r�umen die B�hnentechniker alles ab und machen Krach machen. Wir kehren alle mit dem ganzen Erkenntnisproze� zur�ck nach Asgard: Wir sind die die Erkenntnisg�tter: wir wollen auf die Erde wir sind aber schon auf der Erde. Das ist das Problem und der Glaubensfehler: Gott ist oben aber im Bauch der Schlange: Er ist schon lange auf der Erde angekommen. Wir sehen im Halbdunkel wie alles abgebaut wird, das Schiff sich dreht, wir verstreuen die Asche auf die H�upter der Betrachter. Das ist der Zeitvorsprung f�r uns auf der Erde, in unserem relativen System. Nach dem Ascheabwurf gehen wir von Asgard/Helgoland gehen wir langsam in den Lichttunnel. Die Family marschiert ins Licht wie bei Parsifal und verschwindet als gro�e Gemeinschaftsgruppe in einer neuen Relativierungsstruktur.
Das ist der Rahmen der mir in diesen Tagen als sinnvoll erscheint!
Materialübersicht zu Schlingensiefs Matth�usexpedition
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Area 7 Dossier
- Programmheft (PDF)
- Pressemitteilung
- Projekterkl�rung
- Ur-Animatogr. Vortrag
- Schlingensief: Weg XII
- Edda Hymiskvida
- Edda Gylfaginning
- Vortrag Bazon Brock
Bilderstrecken
- Area 7 Galerie Jan.
- Area 7 Galerie Mai
Area 7 Pressespiegel
- ARTFORUM 05/2006
- S�ddeutsche, 24.01.06
- FR, 22.01.2006
- Salzb. Nachr., 21.01.
- Salzb. Nachr., 21.01.
- Falter 04/2006
- Die ZEIT, 26.01.06
- Die Welt, 20.01.06
- FAZ, 20.01.06
- Wiener Zeitung, 20.01.
- Die ZEIT, 19.01.2006
- Der Standard, 20.01.06
- FALTER, 18.01.2006
- Tirol. Zeitung, 17.01.06
- APA, 16.01.06
- Die B�hne, Jan. 2006
- News, 15.01.2006
- FORMAT, 15.01.06
- FAZ, 14.01.06
- Die Presse, 13.01.06
- Der Standard, 12.01.06
- Berliner Zeitung, 24.01.
- Der Standard, 11.01.06
- Der Standard, 16.12.05
Verwandte Projekte
- Animatograph Island Edition
- Animatograph Deutschland Edition
- Animatograph Afrika Edition
Externe Links
- Burgtheater Wien
- Filmgalerie 451


AREA 7
Eine Matth�usexpedition mit Christoph Schlingensief
Mit: Karin Witt, Irm Hermann, Jovita Domingos-Dendo, Patti Smith, Klaus Beyer, Christoph Schlingensief, Bernhard Sch�tz, Hermann Scheidleder, Bj�rn Thors, Horst Gelonneck, Robert Stadlober, Karin Lischka, Abate Ambachev, Dirk Rohde
Burgtheater Wien
Erste Expedition am 20. Januar 2006
Leitung: Christoph Schlingensief
Kost�m: Aino Laberenz; Konstruktion: Thekla von M�lheim, Tobias Buser;
Dramaturgie: J�rg van der Horst, Joachim Lux, Henning Na�; Video/Schnitt: Kathrin Krottenthaler; zus�tzliches Video/Schnitt: Meika Dresenkamp;
Sound: Uwe Altmann; Regieassistenz: Barbara Nowotny, Sophia Simitzis; Konstruktionsassistenz: Andrea Flachs;
Kost�massistenz: Dagmar Bald, Veronika Mund; Videoassistenz: Marlene Prainsack;
Regiehospitanz: Michael Csar, Sarah Wulbrandt; Konstruktionshospitanz: Gabriela Neubauer;
Dramaturgiehospitanz: Katharina Zobler; Webdesign: Patrick Hilss
Musiker: Klaus Falschlungerer, Perry Wurzinger, Gerhard Rosner, Muriel Stadelmann, Erik Bilic-Eric, Begleitmusiker Patti Smith: Clementine Gasser, Lenny Dickinson, Andreas Radovan
...sowie die Klasse "Kunst in Aktion" der HBK Braunschweig: Alexandra Heide, Ellen Druwe, Yingmei Duan, Eun Hye Hwang, Tina Kramer, Franziska Pester, Dorothea von Stilfried, Malte Struck, Dennis Feser, Axel Loytved, Mirko Winkel
Inspizienz: Roman Dorninger; Techn. Leitung: Christian Venghaus; Ton: David M�llner, Florian Pilz;
Video/Burg: Andreas Ryba, Stefan G�bl; Requisite: Martin D�rr; B�hnenmeister: Gerhard Weese
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