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Schlingensiefs "Parsifal" spaltet das Publikum
Bayreuth/Berlin (dpa) - Die Meinungen über Christoph Schlingensiefs "Parsifal" bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth bleiben gespalten. Beifall und lautstarke Buhrufe für den Regisseur hielten sich bei der Premiere am Freitagabend etwa die Waage.
Gegenüber dem Vorjahr hat Schlingensief seine um den Voodoo-Kult kreisende Inszenierung in einigen Teilen kräftig verändert. Dennoch ließ die Flut von Bildern, Symbolen, Requisiten und Filmeinspielungen viele Besucher etwas ratlos zurück. Stehend und mit viel Beifall verabschiedete das Publikum Pierre Boulez, den den "Parsifal" in dieser Saison zum letzten Mal dirigiert. In weniger als vier Stunden eilte er mit Präzision und viel Liebe zum Detail durch die Partitur.
In Anbetracht der übermäßigen optischen Reize der Inszenierung droht die Musik freilich manchmal in den Hintergrund zu geraten. Dies gilt auch für die Sänger. Alfons Eberz gestaltete die Titelrolle mit viel Krafteinsatz und ließ lyrische Töne weitgehend vermissen. Überzeugend agierte Robert Holl als Gurnemanz. Michelle de Young sang die Kundry variabel, doch etwas angestrengt in den Höhen. Alexander Marco-Buhrmester als Amfortas, John Wegner als Klingsor und Kwangchul Youn als Titurel vervollständigten das Ensemble.
Schlingensief selbst ist von den heftigen Pro- und Contra-Reaktionen nach der Wiederaufnahme seiner "Parsifal"-Inszenierung in Bayreuth begeistert. "Der Funke hat gezündet", sagte er in einem dpa-Gespräch nach der Aufführung am Freitagabend. "Mir ist jetzt am Grünen Hügel eine Tür aufgestoßen worden. Auch Wolfgang Wagner meinte, ich hätte jetzt die höheren Bayreuth-Weihen empfangen. Ihm gefällt es, wenn Leben und Stimmung in die Bude kommen."
"Das war wie in einem Glücksrausch für mich und unser Team, das hervorragend zusammen gearbeitet hat, auch hinter der Bühne mit der gesamten Technik, doch anders als in der angespannten Atmosphäre des Vorjahres", meinte Schlingensief. "Ich habe gestrahlt über dieses emotionale Echo, das war im vergangenen Jahr viel zurückhaltender, fast vornehm. Wann habe ich zuletzt solche Reaktionen bei einer Theaterinszenierung hervorgerufen? Seit drei Jahren nicht mehr." Er freue sich, dass es diesmal nur noch um die inhaltliche Auseinandersetzung gehe, getreu dem Wagner-Motto "Jetzt gilt's der Kunst!", betonte der Regisseur.
Allerdings hätten sich jetzt auch die beiden Lager klarer formiert; die Gegner und "Alt-Wagnerianer", die ein "statisches Theater" bevorzugen und die Gruppe, die neugierig sei und für Bewegung auf dem Grünen Hügel. "Ich will hier auch unbedingt weitermachen, auch wenn mich manche zielstrebig loswerden wollen", meinte Schlingensief. Von Wolfgang Wagner habe er jedenfalls eine entsprechende Zusicherung für das nächste Jahr.
Mit "Parsifal" wurde der Premierenzyklus bei den Festspielen abgeschlossen. Bis zum 28. August stehen noch 25 weitere Vorstellungen auf dem Programm.
Pressestimmen und Kritiken zur Parsifal Inszenierung 2005
Materialübersicht zu Schlingensiefs Parsifal Inszenierung
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