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Parsifal − Bayreuther Festspiele, 2004 − 2007
Pressespiegel "Parsifal", vierte Spielzeit (2007)
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"Du hast mich inspiriert" (FR vom 23.07.2007)
Interview Wagner / Schlingensief anlässlich der Meistersingerpremiere am 25.07.2007 und dem Parsifal 2007 (02.08.2007) - Artikel lesen (PDF)
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EULE UND RATTE |
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Christoph Schlingensief und Alexander Kluge im Vogue Gespräch. Ihr Anliegen: das Glück. Ein Interview im Züricher Schiffbau vom Mai 2004. Interview lesen (PDF) |
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PARSIFAL TERMINE 2007 |
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Do. 02. August - Parsifal I
Mo. 06. August - Parsifal II
Mo. 13. August - Parsifal III
Mi. 22. August - Parsifal IV
So. 26. August - Parsifal V
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Schönste Gelassenheit auf der Gerümpelbühne
Boulez mit Schlingensiefs "Parsifal" und Thielemann mit Arlauds "Tannhäuser" in Bayreuth.
Frankfurter Allgemeine vom 01.08.2005. Von Gerhard Rohde.
Ein schöpferisches Kapitel schien abgeschlossen, als der Komponist und Dirigent Pierre Boulez 1980 zum letzten Mal den von ihm und Patrice Chereau geschaffenen "Jubiläums-Ring" für die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele dirigierte. Was im Jahr 1976, hundert Jahre nach der Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses, mit Turbulenzen und Tumulten begann, endete mit einem bis heute fortwirkenden Triumph. Boulez war damals schon kein Unbekannter mehr auf dem Grünen Hügel: 1966 hatte er mit Wieland Wagner den "Parsifal" herausgebracht. Ein Vierteljahrhundert nach dem gloriosen "Ring"-Finale zog es Pierre Boulez, inzwischen ins neunte Lebensjahrzehnt eingetreten, noch einmal zu Wagner und dessen "Parsifal", und wer Boulez etwas genauer kennt, besser: zu kennen glaubt, kann sich vorstellen, warum der "alte" Boulez noch einmal auf den Grünen Hügel zurückzukehren wünschte: Nicht aus Sentimentalität, sondern weil er es spannend fand, mit einem jungen, "verrückten" Kunstmacher als Regisseur zusammenzuarbeiten.
Über die "Parsifal"-Inszenierung Christoph Schlingensiefs ist im letzten Jahr bei ihrem Erscheinen mehr als genug, oft schon im voraus, berichtet worden (Kritik in der F.A.Z. vom 27. Juli 2004). Wer die Aufführung in diesem Festspieljahr zum ersten Mal sieht, braucht sich nach soviel Medienecho nicht mehr besonders aufzuregen.
Schlingensiefs Imaginationen und Assoziationen sind nicht nur bekannt, sondern wirken insgesamt sogar schlüssig.
Der "Gral" liegt fürderhin nicht mehr nur am angestammten historischen Ort, sondern präsentiert sich gleichsam global. Die vielen Video-Zuspielungen Schlingensiefs zeigen auch, wo er seinen "Gral" vornehmlich lokalisiert wissen will: Es sind die Elendsquartiere der großen Städte in Südamerika, dort, wo sich christliche Glaubensrituale mit altem Zauberglauben vermischen, mit atavistischen Zeichen und Wundern. Schlingensiefs Gerümpelbühne ist ein getreues Abbild dieser Welten, auch von deren künstlerischen Inspirationen. Bunuels Filmvisionen dringen oft brutal in diese szenischen Prägungen ein. Immer stärker aber tritt in der Inszenierung bis hin zu ihrem suggestiven Schlußbild ein spirituelles Element hervor, das alle und alles überglänzt, selbst noch die banalsten Einfälle und Marotten, die, wenn man es abstrahiert, ebenso zum "Leben" gehören wie Liebe, Leiden und der Tod.
Auf diese Spiritualität der Szene antwortet die Musik perfekt. Pierre Boulez wabert keine Erbauungsmusiken aus dem "mystischen Abgrund". Der Klang bleibt schlank, durchhörbar, besitzt eine enorme Innenspannung. Die Tempi sind der Uhrzeit nach schnell, der erste Akt währt nicht einmal eine Stunde vierzig Minuten. Gleichwohl entsteht nie der Eindruck, da hetze einer durch die Noten. Alles ereignet sich in schönster Gelassenheit, wie selbstverständlich, plastisch in der Formulierung, beredt im Ausdruck. Bei Boulez gehört Wagners "Parsifal"-Musik ohne Zweifel zur Moderne, mehr als der "Tristan" mit dessen harmonischen Komplizierungen. Die Sänger, das ist jedenfalls der äußere Eindruck, scheinen sich mit dem ungewöhnlichen Ambiente für ihre Arbeit bestens arrangiert zu haben.
Alfons Eberz als Parsifal wirkt so, als hätte er Schlingensiefs Sicht auf Figur und Stück geradezu verinnerlicht. Auch Michelle de Young als Kundry singt und agiert mit großer Intensität.
Boulez wird die "Parsifal"-Aufführungen in den nächsten Jahren nicht mehr dirigieren, das war schon im voraus so abgesprochen worden. Der Nachfolger sollte aber so gewählt werden, daß er sich mit den Intentionen der Aufführung zu identifizieren vermag. Bitte, kein öder Routinier!
Rechtzeitig zur Festspieleröffnung ist auch ein großformatiger Band erschienen, in dem die Zusammenarbeit zwischen Pierre Boulez und den Richard-Wagner-Festspielen in Bild und Texten ausführlich dargelegt wird. (Ein Palladion Buch im Verlag Ellwanger Bayreuth.) Vor allem die Texte von Boulez zu Wagners Werk sichern dem Buch über den Anlaß hinaus erkenntniskritische Qualität.
Nach dem orchestralen "Tristan"-Desaster (F.A.Z. vom 27. Juli 2005) und den letztlich doch eher routiniert wirkenden musikalischen Darstellungen von "Lohengrin" durch Peter Schneider und dem "Fliegenden Holländer" durch Marc Albrecht, demonstrierte neben Boulez mit "Parsifal" auch der von Christian Thielemann dirigierte "Tannhäuser", daß die interpretatorische Qualität in Bayreuth doch sehr stark von der jeweiligen Autorität des Dirigenten abhängig ist. Unter Thielemann wirkte das Festspielorchester jedenfalls sehr konzentriert, es wurde genau, elastisch und beredt musiziert, oft überraschend leicht und beschwingt, wie beim Einzug der Gäste. Auch klangfarblich arbeitete Thielemann viele Details sorgfältig heraus, jedenfalls wirkte die hier verwendete Dresdner Erstfassung farbiger und frischer, als man sie in anderen Aufführungen oft erlebt.
Bei den Sängern erschien Stephen Gould in der Titelpartie durchsetzungsstark, unermüdbar und auch robust. Feinere Züge der Figur blieben ein wenig unbelichtet. Judith Nemeths Venus prunkte in rotem Samt mit satten Mezzotönen, Ricarda Merbeth gelang gesanglich und darstellerisch eine sensible Darstellung der Elisabeth, Roman Trekel als Wolfram verwandelte die Opernbühne mit der dem Sänger eigenen Kultiviertheit in einem intimen Liederabend. An Philippe Arlauds postkartenbunter Inszenierung haben sich viele gestört: Wo bleibt die szenische Provokation? Doch zwischen Schlingensief und Claus Guths psychoanalytischem "Holländer" sollte in Bayreuth auch für die geschmackvolle Bebilderung immer ein Platz sein.
Lesen Sie hier zwei ungekürzte Parsifal-Rezensionen von Monika Beer, Stell. Chefredakteurin des Fränkischen Tags.
Beide Kritiken erscheinen hier erstmals in ungekürzter Fassung!
Pressestimmen und Kritiken zur Parsifal Inszenierung 2005
Materialübersicht zu Schlingensiefs Parsifal Inszenierung
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