ausgeschieden

Gong Xiaowei, 35, Journalistin aus Peking ist eine ruhige Person. Menschen, die sich immer in den Vordergrund spielen müssen, nerven sie. Die erklärte Feministin kennt vor allem Machos gegenüber kein Pardon: "Da könnte ich Pickel kriegen." In ihrer Freizeit sieht Gong am liebsten fern. Abends nach der Arbeit den Tag als Couchpotato zu beenden, ist für sie Erholung pur.

1993 verfaßte Gong verschiedene Artikel für zwei Hongkonger Zeitschriften, in denen sie angeblich die "wichtigsten Staatsgeheimnisse" veröffentlicht hatte. Es ging dabei vor allem um strukturelle Reformen innerhalb der chinesischen Kommunistischen Partei und in der Verwaltung. Im Oktober 1993 wurde Gong festgenommen. Ihr Verfahren fand im geheimen statt. Weder ihr Ehemann noch ihre Anwälte waren - wie es gesetzlich vorgeschrieben ist - über den anberaumten Termin informiert worden. 1994 wurde noch dreimal gegen sie verhandelt. Jedesmal befand das Gericht, die gegen Gong präsentierten Beweise "bedürften einer weiteren Prüfung", womit das Gericht zum Ausdruck brachte, daß sie für eine Verurteilung nicht ausreichten. Statt sie auf freien Fuß zu setzen, wurde ihr Fall jedesmal zwecks weiterer Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft zurückverwiesen. Ende 1994 wurde Gong schließlich zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Seit November 1999 ist sie aus der Haft entlassen, darf ihren Beruf als Journalistin jedoch nicht mehr ausüben. Das Schreibverbot zwang sie, Anfang dieses Jahres ihr Land zu verlassen.

Der Container ist für Gong in erster Linie ein Feldforschungsprojekt, bei dem sie Ideen für ein neues Buch sammeln will. Sie möchte ihre Erfahrungen hinterher im Bezug auf Orwells "1984" beschreiben und analysieren.